Skip to content

Das warme Grab

04.11.2023

In lilienlichtem Schnee bin ich gegangen,
war’s Heimaterde noch, war‘s fremde schon,
mir war es gleich, dem unbehausten Sohn
der Nacht, erfroren schien all mein Verlangen.

Das Dunkel kam, kein Stern war mir zu Häupten,
da sah ich flackern geisterhaften Schein
und fand beim Volk der Fahrenden mich ein,
die sich bei Trank und Tanz das Herz betäubten.

Ich nahm den Becher aus der Hand der Schönen,
und ihrer Augen feuchtes Dämmergrün
riß mich zu lyrischem Gesange hin.
Ins Dunkel stieß zurück mich heißes Höhnen.

Fremd bist du, Dichter, leg im Schnee dich nieder,
dem warmen Grab für deine kalten Glieder.

 

Comments are closed.

Top