Der Blöde
Als er noch saß am Brunnen spät,
war ihm, als ob das Wasser lallte,
Gott habe ihm das Hirn vernäht,
mit heißer Nadel jede Falte.
Wie ein Gewürm war ihm das Wort,
das schmatzend im Gehörgang wimmelt,
und frißt es sich ins Dunkel fort,
ist es im Herzen schon verschimmelt.
Der Gnomenkopf, er war zu schwer,
vom Fuß der Nacht aufs Bett gezwungen,
kam ihm ein Widerhall vom Meer,
von einer Glocke, die zersprungen.
Er tastete, als wär er blind,
die Mauern lang, zerrann in Singen,
schrie in der Dämmerung ein Kind,
stand starr, wo die sich küßten gingen.
Und wölbte sich das hohe Blau,
zerstachen ihn des Lichtes Splitter,
ihn labte nicht der Morgentau,
des Traumes Zunge schmeckte bitter.
Wenn sie auch blöde ihn genannt,
im Hinterhof war eine Waise,
die ihm den wunden Rist verband
und gab ihm ab von ihrer Speise.
Sein Antlitz aber schien verklärt,
ist er durchs Schilf zum Maar geschlichen,
wo aus den Tiefen Glut gegärt,
wo Schwäne Fliederbüscheln glichen.
Ein Leuchten hat aus ihm gelacht,
wenn er den roten Ball geworfen,
den wedelnd ihm der Hund gebracht,
hell sang das Blut wie unter Schorfen.
Sah schimmern er das Gnadenbild
im Muschelschrein der Waldkapelle,
war ihm, als mache Huldsinn mild
den Schmerz wie Moos die harte Schwelle.
Man fand ihn hingestreckt ins Gras,
im Mund der Zettel wie ein Knebel,
was trübes Auge darauf las,
war Traumgerank, umwallt von Nebel.
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