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Der schwermütige Polytheist

12.01.2020

Jahrhundertlang liegt eines Gottes
Kadaver in der Dome Leichenhallen
und ist noch immer nicht verwest,
noch steigen der Verwesung Dünste,

in ihnen aber grauenhaft Bazillen,
die selbst das Hirn des edlen Manns
befallen, daß er den Schneid verliert,
geschlagen hält die andre Backe hin.

Ein Gott, der aller Völker Gott sein will,
ist nicht mein Gott, ich kenne Ares wild,
schön Aphrodite, die Zeichen ziehen,
mit Feuer er und sie mit Blumenblicken.

Ich kenn der Quelle Mund, der anders singt
in der Oase, anders am Helikon,
und meiner Schwermut dunkles Veilchen,
das weicher haucht als weiße Lilien.

Und sind die Quellen stumm, die Rosen
zerpflückt, von roher Hand die Veilchen,
bleibt mir die wilde Flamme noch,
in der ich einsam mich verzehre.

 

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