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Der Unfall

21.11.2023

Dem Andenken an meine Eltern

Im dunklen Röhricht mochtest du es hören,
ein trunkenes Flöten, das dem Schluchzen glich,
vom Hauch des Wassers wiegten sich die Schilfe,
ein Tropfen fiel der Mond aufs feuchte Grün.
Dort brach das Schicksal ein, es quietschten Reifen,
und Vaters rechtes Bein hing schlaff, zertrümmert,
das Schädeltrauma schloß dich fort ins Dämmern,
lang lagst du, Mutter, hinterm Schweigegitter.
Das war, als ihr vom Schilf nach Hause ginget,
o Sommernacht, wie war die Luft so lau,
der Liebe Haut noch heißgespannt dem Kusse.
Dann fror die Mosel zu, ein banger Knabe
sah ich erstarrt im Eis der Nymphe Haar.
Wir knieten unterm Flackern frommer Kerzen,
da rings die Kranken ächzten, die Versehrten,
das Kind des Heils hielt hoch die Lichtverzückte,
von blauem Samt umhüllt der stumme Schoß.
Als wieder Wellen weich das Schilfrohr bogen
und Julimond im lauen Wasser schwamm,
vernahm ich fern das Flöten und das Schluchzen
und Humpeln dumpfer Krücken nebenan.

 

Den Unstern überdecken weiße Wolken,
ein Blütenstern der Erde strahlt das Glück,
das Fatum rollt heran, süß summt die Nabe,
das Licht der Blüte schwindet, kaum gepflückt.

 

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