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Der Verschollene

12.10.2022

Heiß atmen fühlte dich die Erde,
den ungetreuen, dunklen Sohn,
geflohen von der dumpfen Herde,
als wären Wort und Wärme Hohn.

Und unter deinen schweren Schritten
zerstob des Teppichs weicher Saum,
der aus der Tannennacht geglitten,
als sänkest du in schwarzen Schaum.

Und leiser, immer leiser Stimmen,
als schlösse sich der Himmelssaal,
und schwächer, immer schwächer Glimmen
von Blüten auf dem Ahnenmal.

Da sahst du sie durch Zweige blinken,
den Brunnen blau, die Lilien weiß,
an denen Sonnenfalter trinken,
die Veilchen und den Ehrenpreis.

Ob du den Garten hast betreten,
den dunkler Erde zeugte Licht,
den Schmerz zu weiden auf den Beeten,
wir hoffen es, wir wissen’s nicht,

nicht, ob du heitere Genossen
gefunden hast in lichtem Hag,
ob dir der Liebe Tau geflossen.
Du bist verschollen seit dem Tag.

 

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