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Die Feder

28.10.2022

Sie trippelten, die Körner aufzuklauben,
die du des Morgens hingestreut,
dann flogen jählings auf die Turteltauben –
wie müdes Herz Geflatter freut.

Dann sahst du sie auf dunklem Asphalt blassen,
die Feder, wunderliches Ding,
wie weichem Leib sie sproß, ist schwer zu fassen,
wie sie den Geist der Luft umfing,

zu spiegeln ihn mit Flaum und Fiedersprossen,
harmonisch sinnreich aufgereiht,
von silberblauen Schimmern übergossen,
von Lichtes Flocken sanft beschneit.

Und du gingst hin, sie zärtlich aufzuheben,
und legtest sie in den Vergil,
als Zeugnis für das dichterische Leben,
für dunklen Triebs sublimen Stil.

Und fändest du von Liedes Flügel eine
in deiner Ödnis Labyrinth,
heb auf sie, schau ob ihr vor Trübsal keine
der zarten Strahlen wurde blind,

ob sie im harten Lichte der Laternen
den Taft der Milde nicht verlor,
ob sie das Herz erkennt, das zu den Sternen
mit ihr sich höbe gern empor.

 

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