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Die gestutzten Krallen

19.08.2025

Dies Volk ward geistig matt und flügellahm,
das einmal sich den Adler auserkoren
zum Bild, daß es zu hohem Flug geboren.
Gestutzt die Krallen hat ein Scheusal zahm

in ihren Käfig die Moral gesteckt.
Da döst er unterm Lappen greller Streifen.
Wie faule Keime, die zur Frucht nicht reifen,
sind Völker, die der Ahnen Schatten schreckt.

Was bleibt, sind auf zerbrochenen Steinen Moose,
auf Namen wuchernd, die wir einst verehrt.
Doch der emporgereckt die Purpurrose,

den Hochsinn hat der wüste Geist verzehrt.
Volk, taumelnd in die Nacht, ins Namenlose –
schweig, Dichter, daß nicht Schmach dein Wort versehrt.

 

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