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Ecce Homo

03.09.2014

U-Bahn-Station, Frankfurt Merianplatz

Er ging vor mir mit dem Smartphone auf und ab,
nervös darüberstreifend,
Häherkopf, dunkler Stoppelbart,
warzig-rote Himbeernase,
Jeans, Weste, jung wie die Mordlust
am allerersten Tag.

Ich saß auf dem drahtigen Sitzgestell,
das ich immer nach kotigen Spuren absuche,
bevor ich Platz nehme.

Die großen Latschen, Wilddleder, mauvefarben,
glänzten vor mir hin und her,
sie glänzten nach dem Auswurf und dem Gift des Seins.

Sie starrten bissig vor lauter blanken Zähnchen,
wie des Tasmanischen Teufels seine,
wenn er sie fletscht,
aus Metall, scharfkantig,
und von zerbrochenen Glasscherben,
ritz- und schlitzgierig –
alle kundig appliziert in Reih und Glied,
in Naht und Saum,
mit sublimem Goldlack überhaucht.

So ging der in den Tag,
aus Menschheitsdämmerung
in seinen Menschheitstag,
und kommt ihm einer in die Quere,
das reißt die Haut in Fetzen
von Gesicht und Lenden.

Was hat ihn überkommen,
in welchen Auswurf trat er,
welches Gift ward ihm eingeflößt,
dass er den Fluch auf die ersten Menschen
mit terroristischem Dekor
an harmlosen Schuhen
auf dem öligen Boden einer U-Bahn-Station
widerhallen lässt?

Hätte ich ihn fast gebeten,
den Abdruck seiner überzähligen Existenz
im pittoresk ausgestülpten Gesäß
eines der Kampfbahn des Südlands
feige entflatterten Hahns zu hinterlassen,
der sich schwarzschnäblig kikerikierend
vor seiner weißen Henne plusterte,
Süßholz raspelnd,
Schmonzes girrend?

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