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Lichtscheu

03.03.2014

Wenn die Sonne hohen Sinnes dir versank,
musst du dich am Licht des Alltags nüchtern trinken.

Wenn die Geräusche des Morgens dich verweisen:
„Schlaf weiter. Wir gehen dicht an dicht
und lassen dir die Lücke nicht für einen Mucks“ –
bist du einzig doch der Ohrenzeuge.

Wenn die Leute reden Zug um Zug
und Schlag auf Schlag – du taumelst
wie ein angezählter Boxer –,
musst du in den stillen Winkel fliehen,
dort unterm Kreuze kindlich knien
und lauschen auf ein letztes Gnadenwort.

Wenn die Blicke des Gestirns schamlos
als verkümmert, fruchtlos, lebensunfroh dich entblößen,
musst dich in die Ödnis hocken
unterm Fremdlicht des Planeten.

Wenn du des Tages Hügel nicht erklimmen magst,
du, strecke dich doch aus in einer tiefen Furche Bett –
es kommt die große Nacht, die alles glättet, alles ebnet,
die lichten Spalten jeden Unterschieds verpicht.

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