Skip to content

Mit dem Abendrot verglühen

10.02.2022

Wollest dann am Fenster sitzen,
nur noch in die Wolken sehen,
wirst an keinem Dorn dich ritzen,
leicht mit leichten Wolken gehen.

Keine Zeitung wird dich stechen
mit den Stacheln des Geschwätzes,
magst mit schnöden Geistern brechen,
Spinnen immer leeren Netzes.

Abkehr sei die Herz-Devise,
Pilgertum ins Bilderlose,
zauberhaft die leise Brise,
bringt sie Duft der Himmelsrose.

Wie die Winde Efeuranken
launisch von den Mauern reißen,
sinken eitlen Tags Gedanken,
in die Nacht hinabzugleißen.

Sind es Tropfen, sind es Strahlen,
sanfter küssen ferne Töne,
und in veilchenblauen Schalen
sammeln Sonnen dir die Schöne.

Kannst es öffnen oder schließen,
klopfen an das Fenster Schatten,
mag dich blaue Luft umfließen,
Wunsch und Aber-Wunsch ermatten.

Grünes Blatt stellt keine Frage,
und im Schnee erglänzt die Stille,
Sternenlicht erlöst die Klage,
daß dein Lied ins Dunkel quille.

Den Entrückten letztes Minnen,
mit dem Abendrot verglühen,
wie ein Tau von Blüten rinnen
und im Schoß der Nacht verblühen.

 

Comments are closed.

Top