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Namen, Schwärme

17.04.2022

Namen kriechen wie Insekten,
an den Wänden, an den Waden,
Löcher stopfst du, wo sie heckten,
doch kein Harm kann ihnen schaden.

Surren wieder wie die Bienen,
und wie Mottenschatten kleben
sie am Fenster, den Gardinen,
dir zum Hohn ist frei ihr Leben.

Schlägst du um dich mit der Fliegen-
klatsche, sprühst du Gift aus Spritzen,
kannst dich selber nur betrügen,
Scharen krabbeln aus den Ritzen.

Namen sind es von den Toten,
den verkannten, den geschmähten,
sind der Nächte Flügelboten,
sind die sich dem Licht vermählten,

Geister eingeweihter Ahnen,
die gewohnt am Meer der Mythen,
die gewandert Sternenbahnen,
Sonnenwortes Satelliten.

Schwärme, die den Weg verdunkeln,
daß wir stolpern, daß wir irren,
Mücken, die im Finstern funkeln
und durch Abendröten schwirren.

Birgst du sie in leisen Reimen,
dienen sie dem Vers zu Samen,
die zu hellen Zeichen keimen,
uns zu leuchten, Gottesnamen.

 

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