O Nacht
Sie flossen mild, die Sonnenstunden,
doch blieb der Schmerz verhüllt im Staub,
der Abend hat die Stirn umwunden
mir stumm mit seinem Purpurlaub.
O Nacht, reiß mich vom Tage los,
nimm mich zurück in deinen Schoß.
Und tropfte Tau von weichen Locken,
als sie die Arme um mich schlang,
des Herzens Wurzeln blieben trocken,
der Träne Salz nur in sie drang.
O Nacht, tauch mich in deine Flut,
lösch aus die spröde Aschenglut.
Wollt mich zu Fahrenden gesellen,
versprühen Mark und Bein im Tanz,
und fand gelähmt mich auf den Schwellen
von ihrer Blicke kaltem Glanz.
O Nacht, saug mich in deinen Schlund,
laß wirbeln mich bis auf den Grund.
Und schenkte ich den Wein in Schalen,
zu träumen mich an Südens Meer,
begann des Moorlands Mond zu fahlen,
das Herz des Trinkers, es blieb leer.
O Nacht, küß mir wie eine Frau
von Stirn und Mund den bittern Tau.
Sie stauten sich, die Abendstunden,
wie Wehmut bang vor Edens Tor,
und seufzten auf die alten Wunden,
troff Milch und Blut auf falben Flor.
O Nacht, fern blüht dein Sternenhain,
laß meines Liedes Funkeln ein.
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