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Poetologisch III

29.12.2019

Silberbrosche am Revers,
von der Zeit schon angedunkelt,
Stein, der in der Dämmerung funkelt,
Blick, von allen Bildern leer.

*

Blaue Kanne, milchverschäumt,
Hand, sie zitternd anzuheben
an den Mund, ihm rasch zu geben,
was das graue Herz geträumt.

*

Abendwindes blaue Hand
schreibt ein Flackern in die Gräser,
tönen fernhin grüne Gläser,
sickert Wein in Schlaf und Sand.

*

Sieben Töne hat der Sang
wie der hohe Leuchter Kerzen,
siebenmal seufzt er in Schmerzen,
doch sein Geist ist Überschwang.

*

Wo in grüne Wasser neigt
sich des Sommers Blütenkrone,
schläft im wehen Duft von Mohne
Liebe, und die Amsel schweigt.

*

Regennacht, im Hinterhof
tropft der Tod in trübe Pfützen,
Wolken klöppeln weiße Spitzen,
Sichelmond, ein Apostroph.

 

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