Skip to content

Schilfe, Dolche

17.10.2025

propter aquam, tardis ingens ubi flexibus errat
Mincius et tenera praetexit harundine ripas.

nahe am Wasser, wo weit in trägen Windungen Mincio
schweift und die Ufer zart umwebet mit Schilfen.

Vergil, Georgica, III, 14–15

i, sequere Italiam ventis, pete regna per undas.
spero equidem mediis, si quid pia numina possunt,
supplicia hausurum scopulis et nomine Dido
saepe vocaturum. sequar atris ignibus absens
et, cum frigida mors anima seduxerit artus,
omnibus umbra locis adero. dabis, improbe, poenas.

Geh nur, folg den Winden nach Italien, das Reich such auf Wogen.
Ich indes hoffe, sind noch fromme Numina mächtig,
das Verhängnis ereilt dich unter Klippen, da rufst du noch öfters
Dido mit Namen. In düsteren Gluten bin ich nah dir, die Ferne,
und wenn eisiger Tod den Gliedern abstreift das Leben,
bin allerorten ein Schatten ich da. Du, Ruchloser, büße.

Vergil, Äneis, 4, 381–386 (Monolog der Dido)

 

Wo aus Urnacht Wasser Schilfe hebt,
die im grünen Dämmerlichte schwanken,
hauchte es dir ein den Trostgedanken,
daß vergebens Sterbliches nicht lebt,
wenn es Wurzeln nähren aus der Tiefe,
Tau des Monds von Traumes Wimpern triefe.

Als du sahst, wie zartes Gras verdorrt,
überm First der Lust ein Unstern funkelt,
hat ein Dämon listig dir gemunkelt,
Liebe sei ein ungeheurer Tort,
wenn aus süßen Blicken, die sie wecken,
Dolche werden, die uns niederstrecken.

 

Comments are closed.

Top