Sibirischer Tiger
Herrscher du im Schneegefild,
immer bleibt dein Sinnen wild,
dunkel deine Glut.
Amur strömt die Kunde fern,
stets durchglimmt ein heißer Stern
deines Adels Blut.
Der schwarz zwischen Halmen blinkt,
Angstdunst von der Hirschkuh trinkt,
Töters ist der Blick.
Und du brichst mit einem Zahn,
weißer als der Sage Schwan,
jählings das Genick.
Wie das edle Fell sich bauscht,
hat der Seele Ohr erlauscht,
die im Farne schleicht.
Und der Ruf der Tigerin
saugt aus knochenhartem Sinn
Mark, vom Traum erweicht.
Springest nach dem zarten Biß
wieder in die Finsternis
hoher Einsamkeit.
Hörst nicht mehr im Nachtgeviert,
wenn sie ihren Wurf gebiert,
wie sie nach dir schreit.
Hüte dich vorm Schattenmann,
teuflisch unter Dämons Bann
spaltend Herz und Holz.
Sein Gebiß ist scharfer Geist,
Ödnis nur, was er verheißt
für der Tundra Stolz.
Deiner Schwester schönes Haupt,
ihrer Augen Glanz beraubt,
starrt auf rotem Samt.
Stapfe tiefer in den Schnee,
daß kein schnöder Mensch es seh,
wie dein Auge flammt.
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