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Sonett des Unglücklichen

14.09.2024

Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.

Ludwig Wittgenstein

 

Im hellen Licht verfolgen mich die Schatten,
und in der Nacht bohrt sich der Mond ein Loch
durch all die Decken, wo ich mich verkroch.
Mein Tag ist Nacht, mein Schlaf im Traum ermatten.

Die Worte, die mir gelten, sind wie Mücken,
sie zittern schon im Netz, das sich gewebt
die Spinne Angst, sie eilt, wenn es erbebt,
das warme Herz des Sinnes zu zerstücken.

Kannst, Dichter, du nicht einen Trank mir spenden,
den aus dem Gold der Trauben du gepreßt,
gepflückt von deiner Muse holden Händen,

den Wein, der mir die Flammen löscht, die dunkeln,
im Rausch mich Liebesblicke fühlen läßt,
wo Sterne aus dem kalten Abgrund funkeln?

 

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