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Sporen

05.04.2018

Sentenzen und Aphorismen

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

 

Je wirrer, desto Intellektueller.

Pöbel- und Sklavenseelen: Nur denken, was andere denken. Deshalb hängen sie am Tropf der Medien und der Meinung.

Auf dem Stuhle Petri sitzt der Antichrist. Aber kein Luther weit und breit.

Parteibonzen, Dozenten, Talarträger, Lohnschreiber, Funktionäre – Bauchredner in der Hand der Macht oder was auf dasselbe hinausläuft, der Lüge.

Nicht mit Herzblut schreiben sie, das gilt für unfein, sondern mit Limonade (damit die Vergnügungssüchtigen es leichter einschlürfen).

Je Pharisäer, desto Pastor.

Hält man Goethes Gedicht Harzreise gegen die Feuilleton-Dudelei Heines, glaubt man sich in einem anderen Land.

Besser der Rohrstock als gar keine Pädagogik.

Besser Knebel für doktrinäre Schreihälse und laszive Slam-Poeten als herrschaftsfreier Diskurs.

Nicht durch die Blume sprechen, sondern an ihrer statt.

Lohnschreiber – Hunde, die die Hand nicht beißen, die sie hätschelt, die sie lecken, wenn sie schlägt.

Die Begnadeten wissen um Gott, denn er spricht aus ihnen – auch wenn sie es nicht verstehen.

Die meisten Atheisten sind harmlose Flachköpfe. Gefährlich sind die Söhne des Chaos.

Der scharfsinnige Geist geht beim Wesentlichen in die Irre.

Das schlichte Herz, das sich der Anbetung opfert, ohne es zu wissen. Ihm gebührt die Krone.

Der Grad der Verachtung des Besiegten ist ein Maß für die Arroganz und Schamlosigkeit des Siegers.

Der Triumph des Siegers gipfelt in der Selbstverachtung des Besiegten.

Freies Volk auf freiem Grund – finis Germaniae.

Die Botschaft aus den Lüften oder den Spalten der Erde – Psalmen, Hymnen, Oden.

Aus den Sümpfen blubbert und lallt es ohne Maß und Reim.

1789 der Sündenfall, 1918 die Cherubim, 1933 Kain.

Mögen Schwaben am Neckar hausen und Eskimos im ewigen Eis, aber nicht umgekehrt.

Perversion der Diversity: Negerin im Dirndl, Bayerin im Hawaii-Baströckchen.

Wer auf ein integres und gedeihliches kulturelles Leben aus ist, kann ethnische Homogenität und jene Methoden, die sie befördern oder wiederherstellen, nicht grundsätzlich perhorreszieren.

Das hohe Wort der Dichtung kommt aus dem Geheimnis, nicht aus der Gosse.

Die Letzten, die der Duft des süßen Lebens umfing, Verlaine, Hofmannsthal, Rilke, George.

Von welchen Blumen wehte er? Sie blühten in höfischen Gärten wie denen des Vatikans, von Burgund, Versailles, Schönbrunn, Petersburg.

Der demokratische Pöbel hat darein gepinkelt.

Was heute als Kunst firmiert, entquillt der Assoziation von Nymphe und Nutte.

Entwürdigung der Frau durch Feminisierung des Mannes.

Der männliche Haß auf die Madonna rächt sich in der Kinderlosigkeit der Frau.

Damen sind so exotisch geworden wir Prinzessinnen.

In der Verächtlichmachung von Schillers „Würde der Frauen“ streckte der republikanische Pöbelinstinkt die Zunge heraus.

Das Kopftuch ist die Rache für die Pornographisierung des weiblichen Körpers in Romanen, Werbung, Film und Regietheaterexzessen.

Reich-Ranicki und Konsorten – die Rache eines gewissen Klumpfußes.

Die Rose, die Winde, der Efeu, sie ranken sich nicht ohne Pflege menschlicher Hand, sie bedürfen des schlanken Stabes oder zarten Gitters.

Ihr Geist wuchert haltlos ins Dunkel des Gestaltlosen, kriecht flachen Sinns und blütenlos am Boden dahin.

Das große Werk erkennst du wie die edle Rose am sublimen Duft.

Das Geheimnis des hohen Gesangs duftet wie die weiße Lilie erst in der Nacht.

Die hündisch Gesinnten kennen nur die Tradition der schmutzigen Ecken und Winkel, an denen ihre Ahnen sich entleert haben.

Es genügt ihnen, einmal nur auf die Schnelle die Aufmerksamkeit der Umstehenden zu erregen, dafür entblößen sie sich körperlich und geistig, und ist was sie zeigen auch voller Geschwülste und Schwären.

Zischen, Girren, Mauzen, Fletschen, Hecheln, Speien zählen als angenehme Begrüßungsrituale.

Das Geheimnis durchquert Gegenwart und Zeitgenossenschaft, um andernorts fruchtbare Erde und offene Ohren in anderer Zeit zu finden, den Sporen gleich, die auf Brücken des Wassers wandern, den Pollen und Samen, die an leichten Fäden der Luft der Zeit voraus segeln.

Was sie als Entmystifikation und Aufklärung feiern, gleicht in seiner Grellheit und entnervenden Selbstbeschneidung der Betäubung durch Äther.

Wie der Tod kein Einwand gegen das Leben, so Leid und Trauer kein Einspruch gegen Freude und Liebe, Nänie nicht gegen Ode, Tragödie nicht gegen Satyrspiel.

Sie schieben es auf den säkularen Wertverlust oder die inflationäre Idolen-Verramschung – doch in Wahrheit haben sie sich selbst enterbt.

Die Samenkapseln, die sich ans Fell der Tiere kletten – eine andere, vielleicht zwielichtige Form der Tradition, doch sie führt am weitesten.

Blatt und Wasser, Schnee und Unendlichkeitsblau, Locke und Rausch, Spiegel und Traum, Moos und Schwelle – ewige Sinnbilder dichterischen Daseins.

Nach Goethes mystischer Lyrik – ein schweigender Abgrund, an dessen heiklen Rändern vereinzelte Wild- und Wunderblumen aufsprießen, Novalis, Eichendorff, Hölderlin, Trakl, auf dessen lichten, doch steinigen Graten scheue Astern und Wehmut-Veilchen dämmern, Mörike, Rilke, Benn, Demus.

Geistige Luft – wehendes Band und bebendes Blatt der Erinnerung.

Es ist nur ein schlichtes Wort wie „Efeudunkel“, „Blattgeäder“, „Veilchen“, „Brot und Wein“, doch wie ein Tropfen blauer Farbe, der sich in einem Glas Wasser ausbreitet, bis es ganz davon tingiert ist, schwelgt bei seiner dichterischen Lautung die Atmosphäre alsbald vom Duft der Erinnerung.

Es gibt keine Universalsprache der Poesie, dann drohte am Ende die trübe Lymphe eines schwammigen Esperanto oder ein ohnmächtiges Pidgin-Lallen.

Das dichterische Wort keimt im Dunkel der Erde und öffnet seine Knospe dem hohen Licht. Die Erde der deutschen Minnesänger ist eine andere als die der provenzalischen Troubadours, das Licht des Nordens ist voller Geister und Ahnungen, das Licht des Südens kristallin und durchlässig für die steilen Gesten der Flamme und die Spiegelbilder des Wassers.

Die Triebe der Wurzellosen lasten leicht auf alten, morschen Stämmen und sinken mit diesen dahin.

Sie schreiben auf Wasser – ohne zu wissen, daß es Wasser des Styx ist.

 

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