In uns die Ströme
Wie sich in uns die Ströme erben, Ströme
fremder Quellen, von Traumgestrüpp verhüllt,
die unter fremden Sonnen glänzten, Knospen
mit sich reißend, Muscheln, Wappen, Kronen,
und führten Schlamm, Gebein und Totenkränze,
des hellen Tages gurgelnd Wahngeschlinge,
und hat der Wind sich müd gestöhnt im Schilf,
trank Gold an ihren Ufern Abend still,
die Silberflosse tunkte ein der Mond.
Wir wissen nicht, ob sie in Blütenbuchten,
ob durch Morast sie, Täler grünen Schlafs
ins Meer gemündet, versickert sind im Karst.
Und was die Wellen sangen, Sagen schäumte
der Ruderschlag vergangner Völker, Schrei
und Fluch der Opfer, deren Blut sie färbten,
in unseren Adern ist es noch nicht ganz
verstummt. Denn manchmal dringt in unsres Traumes
Fenster ein Duft versunkner Gärten, die einst
an ihren Wassern grünten, geisterhaftes
Zwitschern eines Vogels, dessen Nest
in ihrem Rohr geschwebt, und manchmal stockt
der Atem uns, und ritzt der Dorn der Rose
unsern Schlaf, wenn jählings unter uns
der alten Ströme morsche Ufer brechen.
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