Charlotte Corday
Das du am Busen bargst, Corday,
das blanke Messer, blieb dort kalt,
doch wurde es, von Blut umwallt,
in kaltem Herzen heiß, Corday.
Es sank die Feder dir, Marat,
sie schnitt durch Adern, schmatzte laut,
du fühltest sterbend deine Haut
noch jucken nach mehr Blut, Marat.
Als dich der Karren trug, Corday,
zum Orgienort des Hochgerichts,
da wußtest du, es war für nichts,
doch recktest du dich stolz, Corday.
Verklärten Bilder dich, Marat,
zum Märtyrer erlöster Welt,
starbst du im Bad doch, großer Held,
und nicht auf Golgatha, Marat.
Suchst Hochsinn du, schau auf Corday,
der Normandie getreues Kind,
fragst du, was Heroinen sind,
denk an Lucile, denk an Corday.
Anmerkungen zum Verständnis:
Charlotte Corday, Sproß aus einem alten Adelsgeschlecht der Normandie, wurde am 17. Juli 1793 in Paris durch das Fallbeil hingerichtet, nachdem sie vier Tage zuvor den Revolutionsführer Jean Paul Marat im Bad seiner Wohnung erstochen hatte.
Lucile Desmoulins starb am 13. April 1794 unter der Guillotine, nachdem sie während der Exekution ihres Mannes Camille Desmoulins das Volk zum Aufstand gegen die jakobinische Terrorherrschaft aufgerufen hatte. Georg Bücher verleiht ihr in seinem Drama Dantons Tod das Pathos romantischer Liebe, die dem Geliebten in den Tod folgt, und läßt sie angesichts der Hinrichtung ihres Mannes ausrufen: „Es lebe der König!“
Comments are closed.