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Beth-El

25.10.2013

Ich bin der faulige Balken vom Floß des Odysseus,
torkelnd auf den mürrisch-zuckenden Schultern des Meers,
der dann und wann unter dem Irrlicht des Pols
grünlich erschimmert,
als habe ihn die Erinnerung an einen Ort
anderen Blühens entzündet.

Du aber kamst, vom Vater gesegnet,
an den Ort jenseits von Beer-Seba
und nahmst den Stein, zu betten dein Haupt.

Und du sahst die Leiter der Engel –
stieg sie nicht wie ein Faden Lichts
aus der Mitte der Brust dir zum Abendstern? –
und du vernahmst des Einzigen Stimme,
die dich segnete mit dem Versprechen
des Heils für alle deine Geschlechter.

Oh, lass mich der Stein sein,
auf den Jakob sein müdes Haupt hat gebettet,
der Segen gebühre ihm allein –
ich will nur der Stein sein!

Und Jakob lauschte der Stimme des Traums –
war sie nicht wie der Mutter sichere Hand,
die den schwanken Kopf des Säuglings umfängt? –
und die Stimme hat sich ihm zugesagt
bis auf die Wiederkehr im Heiligen Land.

Und Jakob sprach: „Wie heilig ist die Stätte!
Hier ist nichts andres denn Gottes Haus,
und hier ist die Pforte des Himmels.“

Und Jakob nahm den Stein,
den er zu seinen Häupten gelegt hatte,
und richtete ihn auf zu einem Mal
und goss Öl obendarauf.
Und er hieß die Stätte „Beth-El“.

O, lass mich der Stein sein,
den Jakob aufgerichtet hat zum Mal,
der Segen gebühre ihm allein,
mir genüge vom Öl ein Tröpfelein.

Und du sahst die Leiter der Engel –
stieg sie nicht wie ein Faden Lichts
aus der Mitte der Brust dir zum Morgenstern? –
und du vernahmst des Einzigen Stimme,
die dich segnete mit dem Versprechen
des Heils für alle deine Geschlechter.

Ich aber bin der faulige Balken vom Floß des Odysseus,
torkelnd auf den mürrisch-zuckenden Schulterns des Meers,
der dann und wann unter dem Irrlicht des Pols
grünlich erschimmert,
als habe ihn die Erinnerung an einen Ort
anderen Blühens entzündet.

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