Das Heimchen
In der Nacht, plötzlich, war es da.
Dort im staubigen Gras,
am dürren Halm der Asphaltnarbe,
einsam, unsichtbar,
heroisch das Dunkel sich öffnend,
ins weiche Blatt der Dunkelheit
die Seufzerbrücke,
den Notenschlüssel
seiner Nachtmusik
ritzend.
Ein Flügel die Harfe,
ein Flügel, der sie streicht.
Ein Flügel mit hornigen Rippen,
ein Flügel, der sie vibrieren macht.
Es ist das männliche Tier,
und männlicher Drang,
männliches Sehnen und Segnen
bringt das Lied in die Welt,
und wie ein Tau goldener Lust,
was uns an Schönheit betört.
Plötzlich, inmitten der Nacht,
und von einem geflügelten Nichts
zittert die Dunkelheit.
Und du, der aus dem Fenster gelehnt
den süßen Wehsang vernahmst,
den gaukelnd-gedehnten,
den bangend-entrückten
Zwieklang animalischer Muse,
stockend-verlockend,
klagend-behagend,
der durch die Sprach-Membran
dunkelsten Selbstgefühls sickert,
hast du das Salz deiner Einsamkeit
schluchzend nicht aufgelöst,
den Schmerzkristall nicht
in Meergesängen der Nacht?
Eros öffnet der Nacht
den Mund sich zum Lied,
Lied, das wirbt und das rühmt.
Eros der Sänger,
wenn girrend die Grille nachts zirpt,
Eros, wenn aufseufzt das Dunkel,
der die Harfe sich bog,
den sausenden Flügel sich flocht,
Eros.
Vergehend Ton um Ton,
verzückte Grille, sie rühmt,
umwirbt sie ihr Gegenbild,
sich selbst und was sie sich schuf,
von Gestirnen umkränzt,
Liebesmacht,
die tausend Grillen
aus einem Lied erschafft,
auf daß ihr Ruhm ertöne
tausendfach.
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