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Der Lauf der Dinge

20.01.2020

Gold – Silber – Eisen. Atlantis – Sparta – Athen.
Seide – Wolle – Polyester. Porphyr – Perlmutt – Glas.
Wappen – Siegel – Trikoloren. Trauben – Gerste – Cola.
Lorbeer – Weinlaub – Pappmaschee. Lyra –
Laute – Leierkasten. Herme – Stele – Gartenzwerg.
Byzanz – Konstantinopel – Istanbul, ist das der Lauf,
der aus waldichter Höhe und geheimem Hain
über Klippen und Kaskaden (glitzerndes Schäumen
von Perlen und Ideen) im Flach- und Sumpfland
mündet? Immerhin, ein Verlauf in tausenden
Jahren. Gotischer Dom – Pferdestall – Museum,
Kaiser – Tribun – Heermeister, Krone – Dreispitz –
Baseballkappe, der andere Gang oder derselbe,
der Spengler recht gibt, Hesiod und Daniel?
Ein Verlauf in hunderten Jahren. Hohe Frau – Gnädigste –
Genossin. Vates – Vagant – Bänkelsänger – Slam-Poet.
Volk – Masse – Meute. Marmor – Gips – Plastik.
Lilie – Lattich – Gras, jetzt läuft es schon glatter,
Ordensstern – Parteiabzeichen – Tattoo, glatter,
schneller, will atemlos der Ebene zu, verlöschen,
sich verdünnen, panschen, manschen, das Gesicht
verlieren, mechanisch gehen, reden, zeugen
und sterben, namenlos an Orten ohne Namen
versinken, wo eine Hand noch aus dem Schlamm
das Siegeszeichen reckt und überm Dung
ein Mückenschwarm im Abendlichte webt.

 

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