Skip to content

Die Botschaft der Bäume

23.04.2023

Mit Wolken reden sie und atmen Dunst,
sie saugen aus der Erde Glanz und Stille –
uns ist, als ob aus grünem Dunkel quille
ein Morgenlied, o himmlisch-hohe Gunst.

Sie weisen uns den Sinn der Lebenszeit –
daß wir sie duftlos-dörrend nicht vertrauern,
begeistet uns ihr wild und mildes Schauern,
die Frucht, die süßer glüht im Dämmerkleid.

Schmeckt bitter auch, was Mondes Kelch entfließt,
die mütterlichen Tränen, die sie trinken –
wir knien hin, wenn Flammenschwärme sinken,
sich ihre Nachtvoliere um sie schließt.

Doch schöner kosten wir den weichen Laut –
wenn von den Blättern laue Tropfen fallen,
ist uns, als hörten wir Euterpe lallen,
des Waldes Freundin und des Dichters Braut.

Und starren öde sie, des Laubs entblößt,
mag über Nacht ein Festgewand sie schmücken,
wenn Rauhreif näht und Flockenrüschen glücken,
von Harz betupft, das sich aus Falten löst.

Haut aber um sie eine blinde Hand,
ruht noch ihr Schatten auf der lichten Leere –
uns ist, als ob heillos den Schlaf versehre
das Lied, das mit dem Laub der Bäume schwand.

 

Comments are closed.

Top