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Die Parze lächelt

28.01.2024

Du leitest sie beim ersten Rendezvous
um einen blauen See im Kreise,
du wölkst um sie das edelste Geschwätz,
doch geht sie dir, geht nicht ins Netz,
ach, es klebt dir unterm rechten Schuh
die stinkende, die Hundescheiße.

*

Haltung nennen einen Stock,
den man würgend hat verschluckt,
kleben wie an Mutters Rock
an den Phrasen, frisch gedruckt.

*

Fadenscheinig Verses Hülle,
schimmert durch die schlaffe Haut,
abgegriffen, ohne Fülle,
eine Metze, keine Braut.

*

Frühlingswind weht hin Verlaine,
der gespielt in weichen Locken,
aufgewühlt hat Mondes Flocken
aus dem Schlummer trunkner Schwäne.

Doch ihm blieb nicht lange trocken
seine Zunge, manche Träne
brachte Liebe ihm, Hyäne,
ihr Geheule ließ ihn stocken.

*
Die Parze lächelt, spinnt den Faden
sie summend weiter noch für einen,
der bang im Dunkel hofft auf Gnaden,
Gestirne, die nur Dichtern scheinen.

Sie lächelt, blitzt die Silberschere,
um das Gespinste zu zerschneiden,
verworrenes Leben, dunkle Märe
von weher Lust, verzückten Leiden.

*

Zitternd hob er an die Schale,
zart bemalt, aus Porzellan,
wie zum Dank beim Opfermahle
ein Horaz es einst getan.

Und die Tropfen fielen golden
auf der Erde dunklen Grund,
doch erschienen nicht die Holden,
die ihm früh gesalbt den Mund.

*

Und hatten Schatten wir am Sonnentage,
die still sich um die Hügel drehten,
und Lauben, die uns Funken wehten,
strömt dir ins Lied nur immer dunkle Klage.

War noch das Leuchten einer fernen Quelle
in unseren Worten, Blicken, Gesten,
uns Seelen nah, die unverwesten,
legt schwarzen Mohn dein Lied uns auf die Schwelle.

Und gingen Hand in Hand wir auch am Strome,
aufs Wasser Blüten hinzustreuen,
daß sich das Bündnis mocht erneuen,
ein Engel weint dein Lied, verwaist im Dome.

 

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