Die weibliche Stimme: Ottilie
Am Ufer eines Flusses
Der Fluß hat keinen Namen,
der in mir fließt,
der mich durchfließt,
auf seinen Wellen glänzen hin
Wundmale der Erinnerung,
Schaumkronen
verstummter Lieder,
er zermahlt auf seinem Grund
die Bilder meiner Liebe
und zerstäubt zu feinem Sand
die Küsse meines Munds.
Der Fluß hat keinen Namen,
der in mir fließt,
der mich durchfließt,
er reißt die Pollen meiner Rufe
in ungeheure Ferne,
entwurzelt meinen goldenen Ginster
und wälzt die kaum gesungnen Blüten
in das Maul Leviathans.
Der Fluß hat keinen Namen,
der in mir fließt,
der mich durchfließt,
er schwemmt den Tang der Klage,
die Muschel des Urleids
an meinen Ufersaum,
sein Rauschen aus dem Abgrund
ist mein Tag,
sein Seufzen nach der Mündung
meine Nacht.
Rezitation:
Die weibliche Stimme – Ottilie
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