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Die Wunderwurzel

01.10.2017

Die Majestät des Blitzes macht die Gottheit,
und Ursprung ist ein Blitz und Blitz ein Zeuger,
wenn eines Chaos Lallen er zum Wort ermannt,
damit wir klarer sehen, ja gespenstisch klar,
durch dunklen Worts zerschlagne Fensterscheibe,
die lange schon von Trübsinn trübe war.
Die Ungemütlichkeiten erhabener Art
erheitern das Gemüt, besprengen den Weg
zum Grab, daß Anemonen gern verweilen,
erheitert nicht die blinde Trauer, die ihr
versengtes Haar beweint, das schüttere?
Du tust den ersten Schritt in dein Gefild,
da ist die Luft schon transparent gestimmt,
ist atemklar zu Wort und Taten oder trüb
und aschenfahl zu Bummel und Geschwätz,
so hält die kleine Seele ihren Spiegel hin,
ob Fratze feixt, ob eine Larve lächelt,
doch hat die große hohe Wetterlagen,
in der vor tiefem Blau die zarte Blüte
der kleinsten Wolke gilt, entschwebt sie schon,
liebt auch die Drangsal ungeheurer Ballung,
die sich in Flammen reinen Worts entlädt,
vor denen der Gnomenschar bebrillter
Amtsdeuter die Deutung in die Hose rutscht.
Und wäre nichts als eine leere Zelle Leben,
durchs schmale Guckloch schaute Majestät
mit blauer Leere ihm ins stumme Staunen,
ins kranke Sehnen mit halber Wahrheit
des Monds. Doch des Ursprungs reines Kind
besingt die Zeit der Leere und erkennt
die volle Sonne auch am kalten Stein.
Des Daseins Majestät ragt vor uns auf,
ein Menhir, Stirn, bemoost von vielen Leben,
das scheue Auge auch, das einmal schön
sich aufschließt wie angehauchte Blume,
ist nah der Gottheit, die mit Schatten spielt,
die ihrer Trauben süßen Glanz verheimlichen,
bis eines Liedes dunkle Süße ihn ergießt.
Vor der letzten Schwelle liegt sie noch,
ein dürres Bettelweib mit zahnlosem Mund
erscheint sie uns, doch streckt sie eine Hand
mit einer Wurzel uns entgegen. Weißt du
die Wurzel und wo sie wuchs, in welchem Garten,
der blühte wohl in goldener Zeit, und daß
entrückt noch wird, wer sie zerkaut und schmeckt,
bevor die Pforte ihm wird aufgetan?

 

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