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Er kommt nicht mehr

22.09.2022

Als du einsam lagst und es plötzlich knirschte,
da doch längst die Welt war ins Schilf des Schlafs ge-
sunken, schrakst du auf, ob wer komme, der noch
deiner gedächte.

Doch es war wohl, der durch die Zweige fuhr, der
Wind, vielleicht verscheucht auch von Regentropfen,
die das müde Haupt unterm Flügel barg und nun
aufflog, die Taube.

Nein, er kommt nicht mehr, der mit Blumen gern dich
nannte, Veilchen, und die du liebtest Schlüssel-
blumen, Krokus auch, wenn der süße Duft euch
lockte ins Blaue.

Jüngst am Jahrestag aber hast du ihm das
gern in Fugen sprießt, hast das Moos geschabt aus
seines Namens zart übergrünten Lettern,
und eine Kerze

angezündet, so wie des Abends stets, wenn
er noch las, und du sanft ihn küssend nahmst das
Buch aus seiner Hand, und ihr saßt noch lang im
lieblichen Dämmer.

 

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