Mit deinen treuen Augen
Suchst du mit deinen treuen Augen
mich noch
unterm heiklen Flügelschlag des Dämmerns?
Mit deinen hellen Kinderaugen
im Wahngestrüpp der Nacht?
Auf dem Schneefeld war ich nicht –
ein lenzlich schmatzend Schmelzen
legte schon der Wahrheit schwarze Krumen bloß.
Im Schatten-Geschiebe des Flohmarkts
dribbdebach,
da war ich nicht –
oder war ich das Schaukelpferd, das einsame,
dem Stroh aus aufgeplatztem Schädel spross?
Hat es nicht scheu gewippt,
als du vorübergingst?
Suchst du mich noch
mit deinen hellen Kinderaugen?
Sogar im lilafarbnen Hochamt
zu St. Johann in Metternich
hast du mich gesucht –
aus dem Beichtstuhl kippte die Leiche
einer Schuld des ungesagten Du –
o nein, das war ich nicht.
Ich war vielleicht das Mäuschen,
das beim großen Krachen des Te Deum
die Äuglein kniff und in sein Stübchen floh.
Hast du mich auch gesucht
mit deinen lieben Augen
in dem verwunschnen alten Garten,
dort unterm Kimmelberg?
War der Schatten, den du behend durchschrittst,
den warf der Strunk der abgehaunen Eiche,
das Gespenst des Pan – etwa ich?
Oder war, als du im Bethmannpark gesucht,
im Duft der frühen Veilchen,
der deine Lippen warm umfloss, etwa ich?
Suchst du noch mit deinen treuen Augen,
ob auf krokustrunknem Ranft
des Fechenheimer Mains
manch hingebogner Halm
von meinen krummen Träumen spricht?
Ob im blauen Atrium
der schattigen Kastanie
im Wonneplausch des Brünnchen
des Wassers banges Zögern
den Liebeshauch enthält?
Suchst du mit deinen treuen Augen
mich noch
unterm heiklen Flügelschlag des Dämmerns?
Mit deinen hellen Kinderaugen
im Wahngestrüpp der Nacht?
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