Paris vaut un exercice logique
Wir können nur verstehen, warum einer tut, was er tut, wenn wir die Gründe wahrnehmen und anerkennen, die er wachen Sinnes und bei reiflicher Überlegung für sein Tun anführt. Wenn sein sonstiges Verhalten mit seinen Überzeugungen übereinstimmt und kein besonderer Grund vorliegt, ihn der Lüge zu verdächtigen, tun wir gut daran, ihm zu glauben.
Warum sollte es nicht im Begriff einer Religion oder religiösen Praxis liegen, nicht nur nicht friedlich, sondern sogar blutdürstig, angriffsfreudig und kriegerisch zu sein? Wer diese Möglichkeit ausschließt, die wir nicht nur bei den blutigen Ritualen der Azteken und der von einfältigen und blauäugigen Humanisten über den grünen Klee gelobten alten Griechen und Römern erkennen, wähnt, seine Moral, die nichts als eine gemeingefährliche Gefühlsduselei ist, sei der Maßstab aller Dinge.
Der Terrorist nimmt an, daß die Bewahrheitung seiner Überzeugungen mittels des eigenen Blutes und des Blutes seiner Opfer konsistent und folgerichtig sei. Doch er sieht nicht, daß man aus seiner grausamen Art, seine Überzeugungen bewahrheiten zu wollen, genauso gut auf ihre Unwahrheit schließen kann.
Warum ist der Schoß des Islams fruchtbar für die Ausgeburten des Terrors? Der Islam ist der Glaube daran, daß Gott durch das Mundstück seines Propheten zu den Menschen gesprochen und all die Gesetze und Gebote und Verbote geoffenbart hat, deren Befolgung das menschliche Leben sinnvoll macht. In dieser Annahme aber liegt bereits das Motiv verborgen, an ihr zu zweifeln und sie in Abrede zu stellen, also anzunehmen, Gott habe nicht durch seinen Propheten zu den Menschen gesprochen und ihnen den Sinn ihres Lebens enthüllt. Daraus aber folgt die Annahme, daß das menschliche Leben sinnlos ist. Der Terrorist steht auf der Schwelle dieser Schlußfolgerung, denn er ahnt die Unwahrheit des Islams – diese Beunruhigung macht ihn zum nihilistischen Schänder des Lebens, zum Terroristen.
Die Männer in den grünen Jacken und Lodenmänteln tragen Jagdgewehre, und wenn sie von der erfolgreichen Jagd heimkehren, fahren sie das erlegte Wild heim.
Die Jäger können durch einen Jagdausweis ihre Legitimität für die Jagd nachweisen. Wenn sie von der Aufsichtsbehörde des Landes befragt werden, können sie sich auf Recht und Gesetz berufen.
Natürlich können Leute sich als Jäger verkleiden und auch den Jagdausweis fälschen. Sie werden dadurch aber nicht zu echten Jägern, sondern sind und bleiben Wilderer.
Männer in schwarzen Klamotten mit krausen schwarzen Bärten laufen durch die Straßen von Paris und erschießen Passanten.
Nicht alle Männer, die heute durch die Straßen deiner Stadt laufen und so aussehen, werden morgen Passanten erschießen. Aber der eine oder andere von ihnen könnte so handeln.
Die Männer, die in Paris auf brutale Weise Passanten erschossen haben, rechtfertigen ihr Handeln unter Berufung auf ein von ihnen und ihrer Gruppe als heilig und sakrosankt angesehenes Buch und die Aussprüche und Taten dessen, der es ihrer Gruppe überliefert hat.
Nicht alle Männer, die so aussehen wie die beschriebenen und sich auf das heilige Buch und die Aussprüche und Taten dessen berufen, der es ihrer Gruppe überliefert hat, werden morgen durch die Straßen deiner Stadt laufen und Passanten erschießen. Aber der eine oder andere von ihnen könnte so handeln.
Die Männer, die in Paris auf brutale Weise Passanten erschossen, teilen dieselben oder beinahe dieselben Überzeugungen und stimmen in den Gründen für die Tötung von Passanten überein. Die Quelle ihrer Grundüberzeugungen ist das genannte für sakrosankt erklärte Buch.
Nicht alle Männer, die so aussehen wie die beschriebenen und in ihren Überzeugungen deshalb übereinstimmen, weil sie in der Quelle, aus der sie ihre Überzeugungen schöpfen, übereinstimmen, werden morgen durch die Straßen deiner Stadt laufen und Passanten erschießen. Aber der eine oder andere von ihnen könnte so handeln.
Die Männer, die in Paris auf brutale Weise Passanten erschossen, stammen aus demselben oder vergleichbaren Milieu scheinbar integrierter Migranten, die in ihren Überzeugungen großenteils deshalb übereinstimmen, weil sie in der Quelle, aus der sie ihre Überzeugungen schöpfen, übereinstimmen.
Nicht alle Männer, die so aussehen wie die beschriebenen und aus demselben oder vergleichbaren Milieu scheinbar integrierter Migranten stammen und in ihren Überzeugungen übereinstimmen, werden morgen durch die Straßen deiner Stadt laufen und Passanten erschießen. Aber der eine oder andere von ihnen könnte so handeln.
Könnten sich die Männer in den grünen Jacken und Lodenmänteln mit ihren Gewehren nicht auf ihre Mitgliedschaft im Jagdverein und ihren Jagdausweis berufen, wenn sie die Tiere des Waldes töten, stimmte ihre Überzeugung, Jäger zu sein, mit dem legitimen Grund, Tiere töten zu dürfen, nicht überein.
Könnten sich die Männer mit den schwarzen Klamotten und dunklen Bärten nicht auf ihre Mitgliedschaft in der Gruppe berufen, die sich über die Gemeinsamkeit des Glaubens an das heilige Buch definiert, wenn sie Passanten töten, stimmte ihre Überzeugung, Glaubenskämpfer zu sein, mit dem legitimen Grund, Ungläubige töten zu dürfen, nicht überein.
Doch genauso und in demselben logischen Sinne, wie sich Jäger legitimerweise auf ihre Mitgliedschaft im Jagdverein und ihren Jagdausweis berufen, um den Grund anzugeben, der sie berechtigt, Tiere zu töten, können sich die Jäger und Kämpfer des Glaubens auf ihre Mitgliedschaft im Islam berufen, um den Grund anzugeben, der sie berechtigt, Menschen zu töten.
Wenn alle Terroristen, die in New York, London, Madrid und Paris ihr Mordhandwerk ausgeübt haben, immer wieder und nur als den einen und einzigen Grund ihrer Morde an Ungläubigen die mit ihren Glaubensbrüdern geteilten Überzeugungen angeben, die sie übereinstimmend aus dem von ihnen als sakrosankt angesehenen Buch schöpfen, dann bezeugt es entweder ein gravierendes Unvermögen, einfache logische Beziehungen der Implikation zu erkennen, oder moralisch verbrämte Angst, hartnäckig den kausalen Zusammenhang zwischen Terror und Islam zu leugnen.
Wenn einer daherkommt und behauptet, er habe das Buch gelesen, das den Terroristen als Quelle der Legitimierung ihrer Taten dient, und habe keine Gründe dafür gefunden, die solche Taten rechtfertigen, können wir daraus nicht schließen, der Terrorist habe das Buch nicht richtig gelesen, geschweige denn, daß er eine andere Version des Buches gelesen habe. Kein Leser dieses Buches hat eo ipso ein höheres Recht auf die Auslegung als ein anderer Leser. Also gebührt dem Terroristen unsere Anerkennung für die Rechtfertigung seiner Taten aus diesem Buch.
In demselben Sinne, in dem sich der Jäger durch den Jagdausweis legimitiert weiß, Tiere zu töten, weiß sich der Terrorist, der unter seiner Kalaschnikow den Koran trägt, legitimiert, Ungläubige zu töten. Wir können vielleicht nachweisen, daß ein vermeintlicher Jäger kein echter Jäger ist, weil er seinen Ausweis gefälscht hat. Aber wir können nicht behaupten, der Terrorist sei kein legitimer Terrorist, weil das Buch, auf das er sich zur Rechtfertigung seiner Taten beruft, nicht echt oder gefälscht sei. Denn der Koran ist kraft geglaubter göttlicher Herkunft fälschungssicher.
Der vermeintliche Jäger, der einen gefälschten Jagdschein mißbraucht, wird nicht deshalb, weil er sich dessen nur allzu bewußt ist, daß er ein armseliger verkleideter Wilderer ist, von seinem schmutzigen Handwerk ablassen, denn er handelt aus niederen Motiven.
Der Terrorist, der durch eine Art Erleuchtung zur Einsicht käme, daß seine Gründe, Ungläubige zu töten, sich nicht aus der Quelle seiner Überzeugungen ableiten lasse, würde in der Tat von seinem schmutzigen Handwerk ablassen – was nicht beweist, daß er solcher Einsichten fähig wäre, sondern, daß er bei seinem Morden aus höheren Motiven zu handeln wähnt. Im Übrigen warten wir auf eine solche Erleuchtung ad Kalendas Graecas.
Wenn die Terroristen aus niederen Motiven handelten, würden sie ihr Mordhandwerk nicht fortsetzen, wenn es uns gelänge, die Begründung und Rechtfertigung ihrer Taten aus dem Kontext des Islams zu widerlegen.
Daß die Terroristen aus vermeintlich höheren Motiven handeln, die ihren Taten eine überzeitliche Gloriole zu vermitteln scheinen, ist eben der Grund für unser Versagen, ihren Anspruch auf die Begründung und Rechtfertigung ihrer Taten aus dem Kontext des Islams zu widerlegen.
Wenn alle moslemischen Terroristen ihre Morde durch die Berufung auf das göttliche Buch und die Worte und Taten des Propheten rechtfertigen und alle deutschen Islamwissenschaftler und alle deutschen Journalisten behaupten, der Islam sei eigentlich eine friedliche Religion, die keine Rechtfertigung von Terror und Mord unter Berufung auf den Koran und die Worte und Taten des Propheten erlaube, scheinen die moslemischen Mordbuben eine andere Version des Korans vor Augen zu haben als die deutschen Islamwissenschaftler und Journalisten. Da es aber nur eine einzige Version dieses Buches gibt und die Terroristen ihr Handeln in den Kontext dieses Buches und des Islams stellen, widerlegen sie damit die Ansicht der deutschen Islamwissenschaftler und Journalisten, daß der Islam eine friedliche Religion sei.
Der Terrorist ist eine paradoxe Gestalt, glaubt er doch, durch seinen selbst herbeigeführten Tod den Sinn seines Lebens bezeugen und bewahrheiten zu können, auch wenn es wahr ist, daß er hofft, mittels seines Selbstmords andere ihn lebensunwert dünkende Zeitgenossen in den Tod mitreißen zu können. Doch da er per definitionem nicht wissen kann, ob ihm das tatsächlich gelungen sein wird, kann die Paradoxie seines Verhältnisses zu Leben und Tod dadurch nicht gemildert werden.
Dies erinnert uns an die altgriechisch-pessimistische Auffassung vom Leben, die Herodot bezeugt, wonach wir erst nach dem Tod das Pro und Contra des verflossenen Lebens auf die Waagschale legen können, sodaß dem Lebenden selbst der Sinn seines Lebens für immer verschlossen bleibt, dagegen den ihn Überlebenden erschlossen wird, auch wenn sie davon nicht weiter betroffen sind.
Der Selbstmordattentäter ist ein Blutzeuge für den Wahrheitsanspruch seines Glaubens, auch wenn er durch seinen selbstgewählten Tod nur den Anspruch, nicht aber dessen Wahrheit bezeugen kann.
Wüßte der Terrorist, daß er durch sein Blutopfer und den Mord an den Ungläubigen nur den Anspruch, nicht aber dessen Wahrheit bezeugen kann, würde er dann von seiner entsetzlichen Tat ablassen? Oder ist es etwa umgekehrt? Eben weil der Terrorist ahnt, daß er seine Überzeugungen nicht bewahrheiten kann oder daß seine Überzeugungen unwahr sind, deshalb sucht er mit seinem Blutopfer und dem Mord an den Ungläubigen den Quell seiner beunruhigenden Ahnungen und seiner Zweifel zu verstopfen und zu ersticken.
Die Ahnung von der Unwahrheit und Unglaubwürdigkeit seiner Überzeugungen könnte dem suizidalen Terroristen daran aufgehen, daß ihm gesagt wird und er glaubt, sein Martyrium sei sinnvoll und werde mit der Aufnahme ins Paradies belohnt. Wenn indes die absolute Wahrheit seiner Überzeugungen, aus denen er den Grund für seine Mordtaten schöpft, an der kontingenten Tatsache der Ausführung seiner Bluttat und der sie belohnenden Aufnahme ins Paradies hängt, wären sie falsifiziert, wenn er nicht ins Paradies einginge, ja sie wären schon falsifiziert durch die Möglichkeit, daß er nicht ins Paradies eingehen könnte. Dann aber SIND sie falsifiziert, weil absolute, vermeintlich ewige und unwiderlegliche Wahrheiten wie diejenigen, die das göttliche Buch zu offenbaren beansprucht, nicht durch kontingente Tatsachen wie die Ausführung einer Bluttat und die sie belohnende Aufnahme ins Paradies verifiziert werden können. Demnach ist die Schlußfolgerung, daß der Terrorist ahnt oder ahnen kann, daß seine Sache auf Sand gebaut ist, nicht von der Hand zu weisen.
Wir kennen den Typus des nihilistischen Terroristen aus heimischen Gefilden. Auch die Verbrecher der RAF verfochten vor sich und der Welt den Glauben, gewisse als sakrosankt angesehene Offenbarungen in den Schriften von Marx, Engels und Lenin und ihrer Nachbeter enthielten die absolute Wahrheit über das menschliche Leben. Diese Annahme birgt in sich bereist den giftigen Keim ihrer Zersetzung und grundstürzender Anfechtungen, die in der Ahnung gipfeln, daß das menschliche Leben sinnlos sei, wenn oder weil die geglaubten Lehren unwahr sind. Die Terroristen der RAF standen auf der Schwelle dieser Schlußfolgerung – deshalb flohen sie vor sich selbst zu dem archaisch-magischen Glauben an die Wahrheitsbezeugung durch das Opferblut.
Ist der islamische Terrorist vom Zweifel an der Sinnhaftigkeit seiner Tat angekränkelt? Diese schreckliche Leere, die er früher vergeblich mit den Beschwörungen des Gebets oder dem Stöhnen der geschächteten Tiere auszufüllen strebte, sucht er sie jetzt mit dem eigenen und dem Blut seiner Opfer zu füllen?
Wäre der blutüberströmte Terrorist ein Nihilist, der die Annahme, sein Leben oder das Leben überhaupt sei sinnlos, nicht akzeptiert und nicht erträgt und mit dem scheinbar härtesten, unwiderleglichsten Argument widerlegen will, seinem eigenen Blut und dem Blut seiner Opfer?
Offen zutage liegt die Tatsache, daß der mit einem Sprengstoffgürtel versehene Terrorist öffentlich Selbstmord begeht. Die nackte Wahrheit des Selbstmords wird allerdings überdeckt von den Schreien und Blutströmen der Opfer, die er mit in den Tod reißt. Wer Selbstmord begeht, bezeugt dadurch, daß er am Sinn seines Lebens verzweifelt ist und die Wahrheiten, an die er geglaubt hat, um seinem Leben einen Sinn zu verleihen, zusammengebrochen und unwahr geworden sind. Der islamische Suizid-Terrorist bezeugt demnach durch seine unselige Tat die Unwahrheit des Islams, des Glaubenssystems, das seinem Leben vermeintlich, aber nicht wirklich Sinn verliehen haben soll.
Wir wissen, daß wir das Ohr und den Sinn des Terroristen durch noch so gute und stichhaltige Argumente oder noch so gutes und menschenfreundliches Zureden nicht erreichen und nicht erweichen können. Denn er ist harthörig und hartherzig, sein Sinnen und Trachten gilt der Vernichtung des Feinds. Wir können nur Würde zeigen und den hingeworfenen Fehdehandschuh aufgreifen.
Wir können dem Terroristen nicht dadurch beikommen, daß wir die Werte, die er auf Berufung auf seine heiligen Quellen als verabscheuungswürdig brandmarkt und gegen die er durch seine Mordtaten zu Felde zieht, als verehrungswürdig hinstellen. Wie sollte ihn das überzeugen, da es Argumente betrifft, die außerhalb seines Überzeugungssystems liegen? Daher kann es keine Verhandlung und keinen Verhandlungsfrieden mit dem Terroristen geben.
Sich und anderen vorzugaukeln, der Islam sei ab ovo eine friedliche Religion, spricht nicht nur der historischen Erfahrung von Jahrhunderten Hohn, sondern kommt der fatalen Schlußfolgerung der Gans gleich, die wähnt, weil der Hausherr sie so lange verschont habe, werde auch heute am Martinstag alles friedlich bleiben. Denn vor den Hütern des Islams haben wir nur eine Schonfrist, die abläuft, wenn er seine schwarzen Männer mit den schwarzen Bärten losschickt.
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