Skip to content

Trinke, Dichter, goldnen Wein

06.11.2025

Taube, die gegurrt hat dumpf
auf der Balustrade,
flattert zu den Schwestern heim,
Einsamkeit schmeckt fade.

Durch das offne Fenster weht
lauer Hauch aus Gärten,
die verschollen lange schon,
Ruf von Weggefährten.

Zitternd glimmt die Lampe spät
in der Milchglasscheibe,
so als harrte sie noch bang,
da ich ferne bleibe.

Sanfte Muse, traurig-froh,
die des Nachts gesungen,
und mir war, ein Porzellan,
ist das Herz zersprungen.

Treibe nicht mit Blüten hin
stumm ins Uferlose,
neige müde nicht das Haupt,
fahle Winterrose.

Trinke, Dichter, goldnen Wein,
golden wird die Kehle,
lösche mit dem süßen Sang
düstre Glut der Seele.

 

Comments are closed.

Top