Verluste
Als wäre die Spannung des Lächelns
dir jählings abgeflossen
in den Ausguss zu dunkelster Welt.
Als hätte dir des Nachts ein Vogelpaar
Haar für Haar ausgerupft,
ihr Nest zu stopfen.
Die Brücke der Erinnerung bricht ab
vor einem buddhistischen Tempelchen
auf dem verschneiten Himalaya,
dort flattern all deine Gelüste,
scheintot – abertausende Wimpel.
Du blätterst gedankenverloren
in einem Buch mit deinen Gedichten,
auf dem Titel starrt ein fremder Name dich an.
Du wühlst wie mit Echsenzungen
in den Waben deines Gedächtnisses,
und du schmeckst Quecksilber und Asche.
Du kniest vor dem Kreuz,
auf ein Seelenwort deines Heilandes harrend,
du siehst seine gnädigen Lippen sich regen –
was er zur Erlösung dir flüstert
wird überzischt vom obszönen Geschwätz
der römischen Soldaten.