Die schöne Form
Mögen sie dir ihre Meinung geigen,
du hülle, Dichter, dich in Schweigen.
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Die Blumen welkten an dem wüsten Ort,
ihr Hauch, er haftet noch am Dichterwort.
*
Der Denker hat die Wahrheit nur als Frage,
dem Dichter glänzt sie fern in goldner Sage.
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Wie eine Mücke eingeschlossen in den Stein
schläft uns ein dunkles Rätsel im Gemüt.
Ein Dichter fühlt, erweckt von goldnem Wein,
wie es in seinen Versen summt und glüht.
*
Die zarten Muster im Gedicht-Gewebe
sind einer Blumenseele Ornament,
und daß der Morgenhauch es sanft erhebe,
gefleckter Flügel dünnes Pergament.
*
Sie waren Hirten, die am Feuer saßen,
ein süßer Hauch war ihres Mundes Blume,
Vaganten zogen sie die Heeresstraßen,
und Psalmen sangen sie vorm Heiligtume.
Sie wurden unterm Rauschen der Motoren
zu Schreibmaschinen, die das Maß verloren.
*
Die schöne Form – vom Brunnenmund
der Tropfen holdes Niederfunkeln
in einer zweiten Schale Rund,
wo Schaum an Schaum sie sich verzehren,
zur dritten, wo im Moos sie dunkeln –
sie wird dem Vers sein Glück nicht wehren.
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