Der elende Mensch
Die Hausmaus, die vom Käse stibitzt,
ins Loch huscht, um ihn redlich zu knabbern,
denn rings wispern die Kleinen um Milch,
sie lebt die Fülle des Lebens, wie die Eule,
die nachts das Rascheln vernimmt und stürzt
lautlos herab und birgt die Feldmaus im Nest,
schneeigen Dunenkugeln zur Atzung,
wie die der Königin dient, die schwänzelnde
Biene, sie weist den Schwestern den Weg
zu bunten Quellen des Nektars für die wartende
Brut in ihren sexagonalen Bauten,
sie haben den Sinn des Lebens erfüllt.
Nicht so der Mensch, der Gaffer, Schlawiner,
Nichtsnutz, Parasit urheiligen Wachstums,
die ewige Bläue verhunzend mit bemalten Schirmen
greller Eitelkeit, grauen Zeichen blutlosen Schriftsinns,
die Herzen vergiftend mit der ausgespuckten Galle
seines obszönen Verstands, der Gelangweilte
mitten unter den Sängen von Wasser und Wind,
Verleumder des Schönen, Kloake der Nachwelt
aus häßlich gekreuzten Rassen, Sprachen und Klängen,
Eau de Cologne mit Kampfer, Rosen in Urin,
Wanze des Geldes, die sich stinkend vermehrt
und auch unter Gas nicht vom Blatt fällt,
dem grünen der Linde, das sie verunziert,
der die Vorwelt anschwärzt, der Ahnen wallende
Nebelbärte standrechtlich durchsiebt, von Wappen
mit grindigem Fingernagel kratzt und von Emblemen
Lilien, Adler, Löwen, pfeifend Sickergruben aushebt,
wo unter Kotes Glucksen am Fäulnisgrund
unterschiedslos liegen Tiara, Krone und Monstranz ,
der die Mitwelt behelligt, irreführt oder beklaut,
an Hauseingänge pinkelt und dummdreiste Phrasen
auf Tore schmiert und Tempelwände, Mensch,
der plumpen fühllosen Fußes in die Natur tritt,
der Heimat vergißt, des blühenden Einst,
selbst ohne Kern, gesichtslos und leer,
senkt er keinen Samen in die fruchtbare Erde,
weder ein sinnreiches Wort in das Herz
der Gemeinde noch ein Lied in den Traum
des schlummernden Kinds, denn kinderlos
bläht es sich dreister, wie gleicht er dem Gras,
das im Strahl der wirklichen Sonne,
unter Gottes leuchtendem Antlitz erbleicht,
und seufzend neigt es sich nieder.
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