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Der gerettete Dichter

19.04.2023

Wie Rehe, die im Zwielicht grasen,
zieht fort von grellem Tand dich Scheu.
Welkt es auch in den irdnen Vasen,
du bleibst dem Ephemeren treu.

 

Wer war’s, der dich dem Sog entwand,
in dem wir uns im Kreise drehen,
die Worte uns vom Munde wehen
wie Wüstenwindes feiner Sand?

Hat dich der Gott mit Flügelschuhn
in blauer Nächte Lied gehoben,
Euterpes Lächeln dich umwoben,
im Moosgeschluchz mit ihr zu ruhn?

Magst schauen du, von Kuß zu Kuß,
wie ungeküßt wir blöde hampeln,
des Sturmes Puppen geistlos strampeln,
am Totentanz würz den Genuß.

Wenn uns der Malstrom gurgelnd schluckt,
ist, Dichter, dir im Azur schweifen,
dein Lorbeer darf am Tauglanz reifen,
der rinnt, wenn Samtnacht-Wimper zuckt.

 

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