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Deutsche Muse

06.03.2022

Holderbüsche, blaue Beeren,
Schilfrohr, wo das Wasser plaudert
und kein bunter Sänger zaudert,
grauer Herzen Mut zu mehren.

Beete, Kiesel, Taxushecken,
sprühender Kristalle Klingen,
wenn die grünen Brunnen springen,
stille Frauen, laute Gecken.

Gauben, Giebel und Rosetten,
Fratzen, weicher Wasser Lallen,
Falten, die voll Anmut wallen,
Pforten, die ins Schweigen retten.

Und in Friedenslüften locken,
Gnadenleuchter anzuzünden,
die von Himmels Nähe künden,
blauen Dämmers Wunderglocken.

Aber uns sind abgeschnitten
Blumenlitzen, goldner Lauben
abendtaubeglänzte Trauben,
Knospen, die mit uns gelitten.

Damals zitterten auf Hüten
zarte Federn. Rote Küsse,
daß nun alle Welt es wisse,
von Rubin im Ausschnitt glühten.

Stumpfsinn quillt aus Einheitsdosen,
voll von hohler Phrase Klumpen.
Goldne Sage, alter Lumpen.
Plebs, allergisch gegen Rosen.

Blechern die Substanz des Lebens,
Asphalt, Fäulnisodem, Lärmen.
Volkes Tod, wovon sie schwärmen,
deutsche Muse sang vergebens.

 

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