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Die erloschene Blüte

09.01.2022

Wenn grüner sich die Matten dehnen
und lieblicher die Luft uns blaut,
mag hoher Strahl das Bild verschönen,
das schon im Innern war ergraut.

Wir werden auf den Hügel steigen,
und vor uns glänzt ein Wasser weich,
wir wollen mit den Blumen schweigen
und wissen unsre Armut reich.

Wir brauchen nicht mehr Wortes Krüge
zu schöpfen, was im Dunkel quillt,
an Blüten haben wir Genüge,
an Augen, die von Tau gefüllt.

Und schlummern wir, wenn Ginster flirren
im Mittagsstrahle, liebesbang,
weckt uns, wenn Bienen trunkner schwirren,
gehörnten Gottes Hirtensang.

Mag uns ein Stern die Stirne kühlen,
der Mond, der Milch ins Haar uns gießt,
wir werden wieder Wärme fühlen,
wenn sich die Nachtviole schließt.

Doch gehen heimwärts wir zu Tale,
hockt dort der Enkel auf dem Stein
und hält uns hin die Bettlerschale,
erloschner Blüte leeren Schrein.

 

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