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Die Lehre vom Stein

06.12.2018

Nackt sein lehre uns, o Stein,
unter warmen Farben des Lichts,
unter Zauberschatten der Nacht
bloß zu liegen im Schweigen.

Weinen Wasser über dich hin,
lächelt zart dein dunkelnder Glanz,
tropft vom schlafenden Grase der Tau,
rinnen dir freudiger Tränen.

Überwuchert Moos deine Stirn,
wächst dir von struppigen Flechten ein Bart,
Schafe rupfen daran, ein Reh,
bist du wie Dulder, die opfern.

Kommt der vielgewanderte Mann,
sieht dich für ein reines Zeichen am Weg,
schmiegst dich dicht an sein müdes Haupt,
nährst ihm die Träume der Heimkunft.

Küßt dir Schwester Mond den Schnee
kalter Blüten, womit weiße Nacht
dich wie einen Toten bekränzt,
wärmst du die Würmer im Dunkel.

Wühlt dich Menschenhand aus dem Grund,
klärt dein Gesicht mit Meißel und Sand,
unter Blumen und Kerzen gestellt
trägst du huldvoll die Namen.

 

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