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Frauenklage

22.07.2020

Wie stürzen blind aus toten Himmeln Tropfen,
wie schamlos bricht ihr kaltes Klatschen ein
und spritzt den Glanz auf meiner Schmerzen Mal.
Das Buch des Lebens hab ich ausgelesen,
schlugʼs zu für immer, deinen und meinen Namen,
und was wie eine Ranke sie umschlungen,
fand durchgestrichen ich darin. Nun komme,
Nacht, birg mich in deines Schweigens Schrein,
die Sonne rollte, Glut geballten Wahns,
ins tiefe Meer hinab, sie kehrt nicht wieder,
die schwarze Flut steigt an, die Einsamkeit,
tritt über alle Ufer, sie schwemmt Gefieder
herabgestürzter Vögel, die grauen Blüten
ausgeseufzter Sommer ins zerknickte Schilf,
das Gold der Sterne ist in ihr zerflossen.
Die schwarze Flut steigt an, du kehrst nicht wieder,
ein ausgeraubtes Nest ward mir der Traum,
der Schlaf ein Wanken über bange Stege,
und unter ihnen schluchzte Nacht zur Nacht,
mein Herz ist eine aufgebrochne Muschel,
leergesaugt von kalter Gottheit Rausch.
Wie blutlos lallt der Mund, der ungeküßte,
wie stürzen blind aus toten Himmeln Tropfen.

 

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