Metamorphosen des Dichters
Was aus der Grotte Schädel ihm einst sproß
und wogte in den Nacken, wüste Strähnen,
verzwirnte Knäuel, schien ein Widerspiel
des wirren Sinnens, das im Dunkel floß.
Bald wand das Wuchern er zum Dichterschopf.
Im Jambenmaß sah man ihn heiter hüpfen.
War, was er sann, auch kraus, Wind strich durchs Gras,
schon rief im Versgebüsch ein Wiedehopf.
Dann glänzte jäh, ein Amazonenschild,
des blanken Schädels spiegelnde Rotunde.
Wahn knirschte bacchisch-nackt an Pontos Strand,
Blutnägel rupften Büschel wollustwild.
Auch diese hat ihm Schwermut abrasiert,
als ihm der Liebe Sternenlied erloschen,
er sah den Trauerbaum am Ufer kahl,
und wie der Sage grüner Strom gefriert.
Da wurden ihm die Augenbrauen grau,
und spröde, die einst weich gebebt, die Lippen.
Nur selten hing an Verses Wimpern noch,
ins Schweigen rinnend, matter Wehmut Tau.
Als man ins bleiche Bahrtuch ihn gehüllt,
hat fahl sein Antlitz wie ein Blatt geschimmert,
leer und vergilbt, als Wasserzeichen nur
trat stumm hervor ein Lächeln, mondlichtmild.
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