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Metamorphosen

09.08.2019

Die einsame Seele, sie gähnt.

Die auf dünnen Lianen des Wassers wandelt
zu Blumenschwestern des Lichts,
die Mücke ist selig.

Des grünen Echos Welle
hebt, ein Blatt, das rötlich erglänzt,
den singenden Mund
aufs Ufer der schweigsamen Moose.

Nackte Arme sind Stümpfe
ohne das ihnen entgegenwehende
Rauschen der Blätter.

Wangen, verrunzelten Äpfeln,
strafft die Furchen der Mond,
der sie ins weiche Wasser
des Abendlieds rollt.

Die müden Füße, gekitzelt
von neckenden Gräsern,
zucken zum Trommeln der Tropfen,
tänzeln mit Flammen
seufzender Rosen.

Die Herzen aber, sie knistern
wie entzündete Reiser sich zu,
und als käme ein barscher Hirt,
er stochert mit seinem Krummstab
im träumenden Feuer,
jetzt hebt er die aufgeschreckten Gluten
wie Masken des Winds
und stülpt sie über die schwarzen Büsche der Nacht.

Oder wie Käfer sprühen wir uns ins Dunkel,
wickeln die glühenden Fäden
unsrer luftigen Bahnen und Schneisen
umeinander zum lichten Knäuel,
bis die Eulenlider des Dämmers
Funke um Funke bedecken.

Oder der gelbe Azteke der Schlucht,
der Krieger blutiger Blumen,
reißt mit dem muschelgeschmückten Messer
aus Obsidian
den Schlummerumschlungnen
die Brust auf,
gedämpften Stöhnens Schale,
doch unsre Herzen sind schon
Nachtigallen,
die in Herthas Tempel entflattern,
leise bebend hocken wir
Flügel an Flügel
auf den Gesimsen des Traums,
unsre fernen Körper aber gleiten,
als wären sie unversehrt,
wie Schatten über das Wasser.

 

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