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Nachtgang zum Maar

15.01.2023

Dort hüllten uns die Schatten und was klang
wie Rieseln kühlen Wassers zwischen Gräsern
und Zwitschern aus den Zweigen, windgewiegt,
kam aus dem Quell des Traums, dem Herzgenist.
Damit im Dämmerwald wie Kindern uns
nicht bange ward, hast du vom süßen Brot
die Krümel ausgestreut, und Vögel kamen
um zu picken, ach, ihr trautes Rascheln
und ihr warmes Flattern gab uns Halt.
So gingen wir zum Ufer, wo das Schilf
der runden Bucht im Morgenwind gezittert,
er kam von Süden schon, sein Hauch war lau,
und Schaumgekräusel wogte auf dem Maar
wie zarte Spitzen, die er blind geklöppelt
und wieder löste, wenn er höher klomm
und Federn klaubte aus den Wolkenkissen.
Wer warst du denn, die Blüte aufzuheben,
die rötlich schimmerte am Ufersaum,
vielleicht Hibiskus, vielleicht Oleander,
wer war ich denn, sie dir ins Haar zu flechten,
worin noch perlend troff der nächtige Tau.
Daß wir es waren, die den Kahn bestiegen,
der geisterhaft im Röhricht hat geschwankt,
und trieben ruderlos auf einem Abgrund
eingeschreinten Feuers, und du schmiegtest
an meine Wange deine Wange. Glocken-
klänge, die vom andern Ufer wehten,
als riefen mütterlich sie uns zurück,
o innig angeschlagne fromme Bronzen.
Daß wir die Rufe hörten, wir sie hörten!

 

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