Parva Poetica
Wo Seelenblinde Tropfen schimmern sehen,
siehst du die Tränen, kannst das Leid verstehen,
das Wort ihm leihen, wenn es ihm gebricht,
wirst Seit an Seit mit ihm durchs Dunkel gehen,
er hält es hoch wie flackernd Kerzenlicht.
Doch jenen, die in grauen Herzensfalten
der Liebe Bilder blassen fühlen und erkalten,
magst du des Liedes weiße Knospen reichen,
die unter ihrem Hauch sich umgestalten
zu Kelchen, die geküßten Hüften gleichen.
Wie aber schwermutkranke Seelen wecken,
die Grames bleiche Totenlinnen decken?
Das Fenster öffne, Sommernacht ist mild:
Sieh, wie sich Schläfer aus den Gräbern recken,
wenn ein Gesang aus heißen Kehlen schwillt.
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