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Schnee-Terzinen

20.10.2020

Verse, Furchen,
kaum sichtbar
unterm frischen Schnee.

*

Tauwind in der Nacht,
als ob das Dunkel
mit der Zunge schnalzt.

*

Hymnendichter
ballt eine kleine Gottheit,
einen Schnee-Pan.

*

Krokus-Wangen,
heimlich glühend
unterm Kuß des Schnees.

*

Flamme wärmt die Hand,
Lächeln aber
das frierende Herz.

*

Schneekristall,
der für Augenblicke
an der Wimper hängt.

*

Schlaf, weißer Hügel,
leiser Hauch bläst
eine Wehe drüber hin.

*

Zarte Riefen
auf weißem Feld,
Kalligraphie des Winds.

*

Schnee auf Amoretten,
weißes Schwellen
kleiner Rokokobrüste.

*

Krähe, wie schwarz im Schnee,
Blutstropfen wie rot,
wie weiß der Flaum der Taube.

*

Verwehte Pfade,
heimatlos unterm Mond
der wandernde Schatten.

*

Unbekümmert singt
im Flockenwahn
die kleine Amsel.

*

Weiche Kissen, Grab an Grab,
die Namen treiben
mit den Flocken hin.

*

Verhüllt und stumm
wie unterm Leichentuch
das Moos der Verse.

 

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