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Sprache und Geschlecht

26.08.2019

Eine sprachphilosophische Skizze

Welcher grimmige Herakles wird dereinst mit der unerbittlichen Forke den Augiasstall der Nation ausmisten und mit der gnadenlosen Keule ihre tönernen Götzen zerschlagen?

Der Moribunde, der sich aufgrund der Zersetzung seiner Hirnsubstanz an Wahnvorstellungen von seiner hohen moralischen Sendung berauscht, läßt sich über seinen wahren Zustand nicht mehr in Kenntnis setzen.

Dummheit kennt im Gegensatz zur Klugheit keine Grenzen, sie geht vor dem Widersinnigen und Paradoxen nicht in die Knie, ja wird vom Absurden noch beflügelt.

 

Die mit dem bösen Willen pathologisch verschmolzene Dummheit auf dem Gebiet der geschlechtsbezogenen Sprache wittert mit ihrem pervertierten Instinkt in der Verwendung des grammatischen Geschlechts die Herabminderung des natürlichen, im Gebrauch des generischen Maskulinums die Diskriminierung des Femininums.

Als wäre DER Backfisch oder DER Sopran EINE Weibsperson in verstümmelter Gestalt. DER dumme Vogel scheint den Beckmessern der korrekten Sprache ein besonderer sprachlicher Leckerbissen für DIE Katze auf dem heißen Blechdach der Gleichstellung zu sein und DAS Kind oder DAS Weib sich den Sprachkastraten gemäß seiner Geschlechtlichkeit zu schämen.

Sexualität ist bei zweigeschlechtlichen Organismen wie dem Menschen die Verschmelzung der männlichen und weiblichen Gameten, also von Spermium und Eizelle. Das Verhalten, das diesen biologischen Vorgang einleitet, begleitet und verwirklicht, nennen wir erotisch, einschließlich seiner imaginären Vergegenwärtigung in Träumen, Kunstwerken und Dichtungen.

Erotik mit Sex gleichzusetzen verrät das Niveau derer, die es mit Männern und Frauen ebenso halten.

Sprachliche Verlautbarungen über mentale Zustande im Licht unserer sexuellen Natur nennen wir Aussagen, die mittels Verwendung psychologischer Prädikate wie „verliebt“, „glücklich“ oder „eifersüchtig“ psychische Eigenschaften beschreiben oder einer Person zuschreiben; was wir umgangssprachlich Seelenleben auf dem Gebiet der Geschlechtlichkeit nennen, ist demnach ein Kürzel oder eine Abbreviatur des Inhalts von Aussagen wie: „Er hat sich in Helga verliebt“ oder: „Ich bin in Helga verliebt“; „Er ist aufgrund ihrer Liebesbekundungen glücklich“ oder: „Ich bin wegen ihres Kokettierens mit Peter eifersüchtig.“

Verliebtheit ist eine Neigung, sich auf die typische Art von Verliebten zu gebärden; sie erfüllt ein gestisches und sprachliches Muster.

Wir unterscheiden biologische Tatsachen wie die Tatsache, daß die menschliche Sexualität wie bei allen landlebenden Wirbeltieren durch innere Befruchtung gekennzeichnet ist, von psychologischen Tatsachen wie den Neigungen, Vorlieben und Wünschen von Männern und Frauen, die wir an durchschnittlichen Mustern ihres Verhaltens ablesen, zu denen wir auch das sprachliche Verhalten zählen.

Bekanntermaßen treffen wir auf eine semantische und epistemische Asymmetrie bei der Verwendung psychologischer Prädikate in deskriptiven Sätzen in der dritten Person (in den unterschiedlichen grammatischen Zeiten) und in Äußerungen der ersten Person Singular. Der Satz „Er ist in Helga verliebt“ verlangt bei Fragen nach einer Begründung die Angabe empirischer Belege, die wir der Beobachtung des Verhaltens der gemeinten Mannsperson entnehmen. Wir schauen, ob und wie der Betreffende das gestische und sprachliche Muster erfüllt, das typisch ist für Leute dieses Erregungszustandes. Anders bei dem Satz „Ich bin in Helga verliebt“: Hier fragen wir nicht nach dem Grund der Berechtigung der Selbstzuschreibung des psychologischen Prädikates „verliebt“ – denn jeder, der in Helga verliebt ist, kann den Satz umstandslos äußern.

Mag der Sprecher sich auch nicht ganz im Klaren sein über den Grad und Ernst seines Verliebtheitsgefühls – auch in diesem Falle wird er den Satz nicht wie eine Vermutung oder Hypothese ansehen, die er aufgrund der Beobachtung seines eigenen Verhaltens aufgestellt hat. Er hat nicht aus der Tatsache, daß er oft an Helga denkt, immer wieder fasziniert ihre Fotographie betrachtet und wenn ihr Name fällt, unwillkürlich errötet, auf die Tatsache geschlossen, daß er wohl in sie verliebt sein muß.

Offensichtlich können nur Männer und Frauen wechselseitig oder ineinander verliebt sein; die Berechtigung der Zuschreibung des psychologischen Prädikates „verliebt“ ist demnach nur im Rahmen der Zuschreibung des natürlichen Prädikates „Mann“ oder „Frau“ möglich.

Wir bemerken, wie bestimmte Kategorien unsere sprachrelativistischen Ontologien begründen, die sich logisch voraussetzen oder implizieren. Die Kategorie der psychologischen Prädikate auf dem Gebiet der geschlechtsbezogenen Sprache oder der Erotik setzt die Kategorie der natürlichen Prädikate voraus; ein Verliebter ist entweder ein Mann oder eine Frau. Doch nicht umgekehrt: Mann oder Frau zu sein impliziert nicht notwendig, verliebt zu sein.

Die Psychologie der Liebe ist eine Übersetzung der Physiologie der sexuellen Natur der Liebenden; doch kranken die Einträge im Wörterbuch an der Verschwommenheit der Metaphorik und der Unbestimmtheit der Bezugnahme. So können wir den Zustand der Verliebtheit nicht eindeutig einem spezifischen Hormonstatus zuschreiben und einen spezifischen Hormonstatus nicht immer eindeutig einem bestimmten Erleben und Empfinden, das wir Verliebtheit nennen.

Aussagen in der ersten Person Singular mit nichtpsychologischen Prädikaten kann man zur Bestätigung durch Aussagen in der dritten Person heranziehen; so würde die seltsame Aussage aus dem Munde Helgas: „Ich bin ein Mann“ durch die aufgrund der Beobachtung oder einer medizinischen Untersuchung leicht zu belegende Aussage widerlegt: „Sie ist eine Frau.“

Sollte allerdings die medizinische Untersuchung Helgas ergeben, daß sich ihr Hirnstoffwechsel und der Testosteronspiegel in ihrem Blut an den der männlichen Vertreter der Gattung angenähert haben, könnten wir zu dem Ergebnis kommen, daß in ihrer Selbstauskunft ein Körnchen Wahrheit enthalten ist, insofern sie keine Frau im Lichte der medizinischen Tatsachen zu sein scheint. Doch auch in diesem Falle verwandelten sich die natürlichen Prädikate Mann und Frau nicht in psychologische Prädikate, die wir uns aufgrund spontanen Selbstgefühls kriterienlos zuschreiben könnten. Die adäquate Form der Selbstauskunft wäre in diesem Falle daher die Aussage Helgas: „Ich fühle mich eher als Mann denn als Frau.“

Wenn wir erfahren, daß Helga eine geborene Meyer ist, wissen wir, daß ihr Vater Meyer heißt, ähnlich wie wir dem Namen Gaius Julius Caesar entnehmen, daß dieser Gaius väterlicherseits der altrömischen Sippe der Julier entstammt. Der Eigenname dient demnach im Kontext patrilinearer Abstammungskennzeichnungen sowohl der Identifikation der Person wie der Markierung ihrer Herkunft und ihres Geschlechts.

Sobald der kausale Zusammenhang zwischen Sexualakt und Zeugung erkannt ist, wird der Mann danach trachten, durch Überwachung der Frau die Abstammung ihrer Kinder als Träger seiner DNS zu sichern. Die patriarchalische Familie und die ihr aufgebürdete Kontrolle der Absicherung des männlichen Erbes im physischen, materiellen und kulturellen Sinn ist demnach keine Folge der Überlegenheit, sondern der Unsicherheit des Mannes (pater semper incertus).

Die kulturellen Unterschiede des familiären Lebens verschiedener Rassen und Ethnien wie Monogamie und Polygamie sind unter anderem eine Funktion der unterschiedlichen Normalverteilung des Testosteronspiegels und des zu diesem im umgekehrten Verhältnis stehenden durchschnittlichen Intelligenzquotienten ihrer männlichen Mitglieder. Aufgrund der dem Christentum entwachsenen westlichen Kultur und der sie kennzeichnenden Monogamie wird der Mann als verantwortlicher pater familias zu intelligenten Hochleistungen motiviert, mit denen er die Versorgung der Familie zu sichern bestrebt ist.

Die biologische Fähigkeit, weibliche primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale zu entwickeln und befruchtungsfähige Eier zu generieren, eine Zygote im Uterus auszutragen und den nach neunmonatiger Schwangerschaft geborenen Säugling mit Muttermilch zu versorgen, prägt den Charakter oder die Psychologie der Frau, ebenso wie umgekehrt den Charakter des Mannes die Fähigkeit, in den Gonaden Spermien zu produzieren und sie über den Penis in die Vagina der Frau zu injizieren.

Eine wesentliche Ursache der biologischen und psychologischen Differenz der Geschlechter bildet nicht nur der Unterschied der sexuellen Organe, sondern nicht minder ihre unterschiedlich vernetzte und unterschiedlich mit Hormonen überschwemmte Hirnstruktur, was sich in jeweils spezifischen Verhaltensdispositionen, emotionalen Reaktionsmustern und intellektuellen Leistungsmerkmalen manifestiert.

Wir unterscheiden psychologische Prädikate, die sich aus den natürlichen Ressourcen des sexuellen Dimorphismus speisen wie „verliebt“ und „eifersüchtig“ vom Rest der psychologischen Prädikate, die wie „jähzornig“, „traurig“ oder „introvertiert“, aber auch „großherzig“, „engstirnig“ und „dumm“ auf allgemeine Merkmale der menschlichen Natur zurückgehen.

Von den psychologischen Prädikaten unterscheiden wir die sozialen Prädikate wie „verlobt“, „verheiratet“ und „geschieden“, die sich auf soziale Konventionen der Sprachgemeinschaft beziehen.

Zu guter Letzt bereichern unser Vokabular und unsere sprachliche Ontologie alle natürlichen Prädikate wie „Hund“, „Baum“ oder „Stern“, zu denen auch „Mann“ und „Frau“ gehören.

Die korrekte Verwendung von Prädikaten bemißt sich anhand spezifischer Kriterien, wie Angemessenheit, Wahrheit oder Sinnfälligkeit. Es ist angemessen und sinnfällig und entspricht der Wahrheit von jemandem zu sagen, er sei geschieden, wenn er verheiratet war und es jetzt nicht mehr ist (falls sein ehemaliger Ehepartner noch lebt). Es ist dagegen nicht angemessen und widersinnig (daher weder wahr noch falsch), von einem Hund zu sagen, er sei verlobt, oder von einem Baum, er sei eifersüchtig.

Wie gesehen gibt es psychologische Prädikate, deren Verwendung in der ersten Person Singular wir nicht anhand spezifischer Kriterien bemessen. Wenn Peter sagt: „Ich bin in Helga verliebt“, verstehen wir diesen Satz als Äußerung seines Empfindens, wenn wir ausschließen, daß Peter lügt oder verrückt ist (und also nicht weiß, was er sagt). Aufgrund der semantischen und epistemischen Asymmetrie zwischen Äußerungen der ersten und Aussagen in der dritten Person verstehen wir die Äußerung Peters: „Ich bin in Helga verliebt“ anders als den über Peter geäußerten Satz: „Er ist in Helga verliebt.“

Sind die Äußerungsbedingungen nicht in den Nebel der Zweideutigkeit gehüllt, wissen wir, wie es um Peter bestellt ist, wenn er seine Verliebtheit in Helga eingesteht. Doch der Satz: „Peter ist in Helga verliebt“ hat eher den Rang einer Vermutung oder Hypothese, wie wenn wir aufgrund von Peters Erröten, sobald die Sprache auf Helga kommt, sagen: „Peter ist wohl in Helga verliebt.“ Peter könnte aber auch erröten, weil er Helga gegenüber einen peinlichen Fauxpas begangen hat, dessen er sich schämt. Um die Wahrscheinlichkeit der Vermutung, Peter sei in Helga verliebt, zu erhärten, bedürfen wir neben der Beobachtung seines Errötens demnach weiterer Indizien, Anzeichen oder Symptome, die für das Gebaren und das Verhaltensmuster Verliebter typisch sind.

Sprachhandlungen sind normative Akte, insofern unsere Äußerungen Kriterien der korrekten Verwendung unterworfen sind und sich die Anwendung von psychologischen, sozialen oder natürlichen Prädikaten an der Beobachtung von Anzeichen und Symptomen ausrichtet, die im Verwendungskontext bereitliegen müssen.

Welche Verwendungskontexte könnten wir für die Aussage: „Er ist ein Mann“ oder: „Sie ist eine Frau“ ausfindig machen? Nur seltene oder exotische; so mag man zum nicht geringen Erstaunen in einer zwielichtigen Bar über das männliche Geschlecht einer effeminierten blondgelockten und grell geschminkten Person aufgeklärt werden. Ansonsten kommt die Hebamme oder Krankenschwester aus dem Kreißsaal zu dem aufgeregt wartenden Vater und verkündet: „Es ist ein Junge (ein Mädchen)“, eine Aussage, deren korrekte Verwendung auf die Beobachtung spezifischer Anzeichen und Symptome zurückgeht, wie einer Vagina oder eines Penis.

Die Zuschreibung des natürlichen Geschlechts durch Dritte erfolgt in Sätzen, deren korrekte Verwendung des jeweiligen deskriptiven Prädikats den relevanten medizinischen und physiologischen Kriterien gehorcht und durch einfache Beobachtung oder Diagnostik bis auf einen statistisch marginalen Rest (Zwitter) gut abgesichert werden kann.

Können wir einen Verwendungskontext ausfindig machen, in dem die Aussage: „Ich bin ein Mann (eine Frau)“ sinnvoll ist? Dieser Kontext wäre so exotisch und ungewöhnlich wie eine Situation, in der einer mit Verwunderung feststellt: „Das ist meine Hand!“ oder: „Das bin ja ich!“

Das Kind, das beim Spiel der aufeinandergepatschten und schnell wieder hervorgezogenen Hände seine Hand am Schluß gerade noch hervorzieht, könnte ausrufen: „Das ist meine Hand!“ Wer an einem Schaufenster vorbeigeht, könnte vielleicht, überrascht von seinem undeutlich oder verzerrt reflektierten Spiegelbild, ausrufen: „Das bin ja ich!“ Doch wer, es sei denn ein Verrückter, tritt vor den Spiegel und ruft überrascht aus: „Ich bin ja ein Mann (eine Frau)!“?

Freilich, die Äußerung des übergriffigen Zeitgenossen „Ich bin halt ein Mann!“, wenn er seine Hand unvermittelt über das Knie der Frau schiebt, die sich neben ihm auf dem Barhocker rekelt, und sollte es in seiner gewagten Blöße noch so locken, lassen wir nicht als Entschuldigung gelten.

In der Äußerung „Ich bin halt ein Mann“ wird das natürliche Prädikat wider den Anschein als psychologisches Prädikat ähnlich wie die Eigenschaftswörter „männlich“, „mannhaft“ und „maskulin“ gebraucht, denn mit diesen Prädikaten wollen wir nicht das natürliche Geschlecht benennen und hervorheben, sondern Eigenschaften wie „mutig“, „entschlossen“, „draufgängerisch“. Analoges gilt für „fraulich“, „weiblich“ und „feminin“. Sätze mit solchen psychologischen Prädikaten sind keine auf Kriterien und Gründe nicht angewiesene Äußerungen, sondern Aussagen, für deren legitime Verwendung wir leicht auf Beobachtungen des Gebarens und Verhaltens hinweisen können. So nennen wir einen mädchenhaft ondulierten, leicht tänzelnden Mann feminin, auch wenn er diese Beschreibung als Selbstbeschreibung nicht gelten lassen würde.

Da „Mann“ und „Frau“ keine psychologischen Prädikate sind, können sie auch nicht in kriterienlosen Äußerungen des Selbstempfindens verwendet werden, wie die Prädikate in den Sätzen: „Ich bin in Helga verliebt“, „Mir ist kalt“ oder „Wie komisch das schmeckt!“

Zu glauben, man könne „Mann“ und „Frau“ wie psychologische Prädikate in Selbstzuschreibungen verwenden, die keinen Kriterien der Angemessenheit, Wahrheit und Sinnfälligkeit unterworfen sind und daher auch nicht von Dritten bezweifelt und korrigiert werden können, kommt der Meinung des Psychotikers gleich, der wähnt, er habe mit der Äußerung „Ich heiße Napoleon“ seinen wahren Namen genannt.

Selbst die scheinbar angemessene und wahre, wenn auch exotische Äußerung Helgas: „Ich bin eine Frau“ könnten wir aufgrund uns vorliegender medizinischer Befunde über ihren Hormonstatus in Frage stellen.

Wir markieren und betonen die wesentliche Differenz zwischen Äußerungen in der ersten Person Singular, die psychologische Prädikate verwenden, die sich der Sprecher selbst zuschreibt, wie die Äußerungen: „Ich bin verzagt“ oder: „Ich fühle mich von meinem Mann hintergangen“, von Aussagen in der dritten Person, die psychologische oder andere Prädikate verwenden, die einem Dritten, von dem die Rede ist, zugeschrieben werden, wie die Aussagen: „Das Verhalten seiner Frau hat ihn aus der Bahn geworfen“ oder: „Die Untreue ihres Mannes hat sie hart getroffen.“ Äußerungen der ersten Form bedürfen keiner Rechtfertigung durch Angabe von Gründen; Aussagen der letzten Art können auf Nachfrage durch Angabe von Gründen erhärtet oder falsifiziert werden.

Die Dummheit der Sprachverderber in Sachen politisch korrekter geschlechtsbezogener Sprache zeigt sich in der gänzlichen Unkenntnis dieses normativen Unterschieds der Satzverwendung sowie in der abstrusen Annahme, die Zuschreibung des natürlichen Geschlechts wäre der Selbstzuschreibung psychologischer Prädikate homolog und bedürfe demgemäß keiner Rechtfertigung und Begründung, sondern sei das Ergebnis einer vermeintlich freien Wahl.

Die Sprache ist aufgrund ihrer Grammatik ein normativ geordnetes Darstellungssystem, das je nach Ausdrucksfunktion unterschiedliche Kategorien mit ihren regionalen Ontologien bereithält, wie man an der Verwendung psychologischer, sozialer und natürlicher Prädikate sieht. Aber sie dient keinem übergeordneten Zweck, schon gar nicht dem der Gesinnungslenkung mittels sexualmoralisch korrekter Wortwahl.

Wenn wir sagen, wir gehen zum Bäcker, zum Arzt oder zum Anwalt, also das geschlechtsneutrale generische Maskulinum benutzen, schließen wir nicht aus, daß eine Frau die Brötchen gebacken hat und uns ein Mädchen den Kuchen über die Theke reicht, daß uns eine Ärztin untersucht oder eine rechtskundige Dame berät; wenn wir aber sagen, wir gehen zur Bäckerin, zur Ärztin oder zur Anwältin, schließen wir aus, daß uns ein männlicher Vertreter des Fachs in die Quere kommt.

Der Umstand, daß der Gebrauch höflicher Wendungen wie „meine Gnädigste“, „gnädige Frau“ oder „die Dame des Hauses“ außer Kurs gesetzt oder gar mit einem Sprechtabu behaftet worden ist, belegt die Paradoxie, daß die Frauenemanzipation zum Ikonoklasmus des würdigen Bildes der Frau geführt hat.

Wenn die Hausfrau und Mutter über Jahrzehnte als Magd des Mannes und Sklavin der Küche oder als Gebärmaschine verhöhnt und verunglimpft und den Frauen als allein seligmachendes und einzig lebenswertes Ideal die angebliche Selbstverwirklichung durch den Acht-Stunden-Arbeitstag eingeimpft worden ist; wenn zudem die gewachsene Sprache in ein groteskes Moralkorsett von unsinnigen Sprachregelungen gezwängt wird, um die natürliche Ordnung der Geschlechter zu verwirren und die tradierte Sittlichkeit des familiären Lebens zu zersetzen, sollte keiner sich über das fatale Ergebnis dieser ideologischen Vergiftung verwundern, nämlich das allmähliche Aussterben des eigenes Volkes. Indes, ist es eine von Dummheit oder von Bösartigkeit ins Absurde getriebene Paradoxie, wenn dieselben Leute die Invasion von Fremdvölkern als Erlösung vom Joch der eigenen kulturellen Identität bejubeln und sie gleichzeitig zur Bestandsrettung des eigenen Volkes verklären?

Die Sprache, die sie aus der Nacht der Trübsal wecken sollte, war nur Chloroform.

 

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