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Versunkenes Leben

21.12.2022

Wenn aber Schleier niederwehen,
geküßt vom Abendlicht,
kannst du den blauen Schatten sehen,
der sich um deinen flicht.

Wie Rieseln in verschneiten Auen
umwölkt dich Traumgelall,
du willst wie Schnee der Liebe tauen,
o schmelzender Kristall.

Und Hauch hebt an die Schneegirlanden,
die blind der Mond gewebt,
du hörst in fernen Meeres Branden,
wie eine Stimme bebt:

„Wir lauschten nachts dem Spiel der Wellen,
dem Lockruf aus dem Grund,
die Worte schwirrten wie Libellen
an stummem Blumenmund.

Mit Muscheln hast, mit weißen Steinen,
die Namen du gesät,
daß sie zur Inschrift sich vereinen,
doch war es schon zu spät.

Ich tauchte in den Schaum der Wogen,
in der Korallen Bann,
die grüne Nacht hat mich getrogen,
dein Traum zog mich hinan.“

O daß die Schleier weicher weben,
von Wehtau hold genährt,
jungfräulich um versunknes Leben,
bis es der Tod verklärt.

 

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