Orphisch
Samen des Lichts,
sie dauern wie Mücken
in der Kohle der Urangst
und harren des Tags
unter den schmutzigen Nägeln
des blinden Bettlers.
Sehen heißt blind sein
für das glitzernde Öl
auf schwankenden Straßen
und den Starrsinn der Gezeiten,
auf denen tote Monde
auf- und niederschäumen.
Jener aber barg den Samen
in der duftenden Hirtentasche
aus Kräutern und Moos,
um sie an die blauen Fäden
der Luft zu kleben.
Genährt von Küssen
mit Seraphs Honig,
ward ihm das Ohr
ausgeleckt von Meeres
rauschender Zunge.
Sehen heißt Sprechen
mit der Kehle der Drossel
und den Lippen des Feuers.
Sehen heißt Becken sein
für den Wirbel des Winds,
Dung für den Sonnenfalter,
hingebogenes Blatt
für Regens süße Peitsche.
Singen heißt Schweigen
unter den Flügeln des Baums,
die Feuer fangen von oben.
Singen heißt Erde sein
für den Pflug des Wassers,
das um Sternlicht weint,
Traube, zerquetscht
für den Wein des Gebets,
Schnee, der tauend seufzt
unter Gottes Schritten.
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