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Rabindranath Tagore, Fireflies 1–20

05.10.2018

1

My fancies are fireflies, –
Specks of living light
twinkling in the dark.

2

The voice of wayside pansies,
that do not attract the careless glance,
murmurs in these desultory lines.

3

In the drowsy dark caves of the mind
dreams build their nest with fragments
dropped from day’s caravan.

4

Spring scatters the petals of flowers
that are not for the fruits of the future,
but for the moment’s whim.

5

Joy freed from the bond of earth’s slumber
rushes into numberless leaves,
and dances in the air for a day.

6

My words that are slight
may lightly dance upon time’s waves
when my works heavy with import have gone down.

7

Mind’s underground moths
grow filmy wings
and take a farewell flight
in the sunset sky.

8

The butterfly counts not months but moments,
and has time enough.

9

My thoughts, like spark, ride on winged surprises,
carrying a single laughter.

10

The tree gazes in love at its own beautiful shadow
which yet it never can grasp.

11

Let my love, like sunlight, surround you
and yet give you illumined freedom.

12

Days are coloured bubbles
that float upon the surface of fathomless night.

13

My offerings are too timid to claim your remembrance,
and therefore you may remember them.

14

Leave out my name from the gift
if it be a burden,
but keep my song.

15

April, like a child,
writes hieroglyphs on dust with flowers,
wipes them away and forgets.

16

Memory, the priestess,
kills the present
and offers its heart to the shrine of the dead past.

17

From the solemn gloom of the temple
children run out to sit in the dust,
God watches them play
and forgets the priest.

18

My mind starts up at some flash
on the flow of its thoughts
like a brook at a sudden liquid note of its own
that is never repeated.

19

In the mountain, stillness surges up
to explore its own height;
in the lake, movement stands still
to contemplate its own depth.

20

The departing night’s one kiss
on the closed eyes of morning
glows in the star of dawn.

 

Glühwürmchen

1
Meine Phantasien sind Glühwürmchen –
Pünktchen lebendigen Lichts,
die in der Dunkelheit aufblitzen.

2

Die Stimme der Stiefmütterchen am Wegrand,
an denen der achtlose Blick vorüberstreift,
flüstert in diesen hingeworfenen Versen.

3

In den schlummerdunklen Höhlen des Geistes
bauen Träume ihr Nest aus Abfällen,
die von der Karawane des Tages fielen.

4

Der Frühling zerstreut die Blüten der Blumen,
die nicht den Früchten der Zukunft dienen,
sondern der Laune des Augenblicks.

5

Freude, gelöst von der Fesseln irdischen Schlafs,
raschelt in den zahllosen Blättern
und tanzt für einen Tag in der Luft.

6

Mögen meine Worte, die schlicht sind,
leicht tanzen auf den Wogen der Zeit,
wenn meine bedeutungsschweren Werke untergegangen sind.

7

Den unterirdischen Motten des Geistes
wachsen hauchdünne Flügel,
sie schwirren zum Abschiedsflug
ins Licht der untergehenden Sonne.

8

Der Schmetterling zählt nicht Monate, sondern Augenblicke
und hat doch Zeit genug.

9

Meine Gedanken schweben wie Funken auf Flügeln des Staunens,
ein jeder bringt ein Lachen mit.

10

Der Baum wirft seinem schönen Schatten verliebte Blicke zu,
doch kann er ihn niemals fassen.

11

Laß meine Liebe dich wie das Sonnenlicht umgeben
und dir doch Freiheit lassen im Licht.

12

Die Tage sind bunte Seifenblasen,
die auf der Oberfläche der unergründlichen Nacht treiben.

13

Meine Gaben sind zu scheu, um dir im Gedächtnis zu bleiben,
und darum magst du dich ihrer erinnern.

14

Tilge meinen Namen von der Gabe,
wenn er eine Last ist,
doch bewahre mein Lied.

15

April malt, einem Kind gleich,
Hieroglyphen in den Staub mit Blumen,
wischt sie wieder weg und vergißt sie.

16

Erinnerung, die Priesterin,
tötet die Gegenwart
und macht ihr Herz zum Schrein für die tote Vergangenheit.

17

Aus der erhabenen Düsternis des Tempels
laufen die Kinder nach draußen, um im Staub zu sitzen,
Gott schaut ihnen beim Spielen zu
und vergißt den Priester.

18

Mein Geist erwacht von Blitzen
auf dem Strom seiner Gedanken
wie ein Bach von seinem eigenen jähen Wasserklang,
der nie wiederholt wird.

19

Im Gebirge wallt die Stille auf,
um ihre Höhe zu erkunden;
im See hält die Bewegung inne,
um ihre Tiefe zu betrachten.

20

Der Abschiedskuß der Nacht
auf die geschlossenen Augen des Morgens
erglüht im Stern der Dämmerung.

 

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