Abziehbildchen
Wieder kam Großvater heim vom Garten im Winter.
Hat den Teich aufgeklopft, in der Hütte gekramt,
Bast aufgewickelt, ein Pfeifchen geschmaucht.
Die Zeit vergehen lassen, und sie verging.
Jetzt hockt er in der blauen Joppe im Sessel.
Du hast ihm den Stiefelknecht gebracht.
„Geh, Jungchen, hol mir den Stiefelknecht!“
Ächzend zwängt der Alte den Fuß hervor.
Sehen wolltest du es, doch grauste es dich,
es zu befühlen, das tiefe Loch in der Ferse,
Erbschaft vom Erbfeind damals bei Verdun.
„Hol mir den Schürhaken, Jungchen!“
Und geschickt hebt er in der spundigen Öse
die heiße Scheibe auf dem gusseisernen Ofen.
Facht die Glut an, legt ein Holzscheit nach.
Stille. Dämmern. Es flackert gespenstisch.
„Opa, hast du die Hexe gesehen?“
„Nein, mein Junge, gesehen hab ich sie nicht,
aber gehört, wie sie gesungen hat, so hoch
und zittrig. Sie muss sehr einsam sein.“
Großmutter kroch zu uns in die Küche,
ihr Lieblingshuhn, das gescheckte, unter dem Arm.
Versank im Sofa, das Huhn auf dem Schoß.
Es gackerte leise vor sich hin, grad wie im Traum.
Was hast, mein Junge, du damals im Herzen gewusst,
als der warme Schein dich in Träume gebettet,
immerfort flackernd und fließend über die Wand,
die Scheite knirschten, es sangen die Flammen?
Hat es draußen geschneit? Hat eine Uhr geschlagen?
Krähte der Hahn? Waren das Glocken?
Die kalten Flammen der Zeit haben alles verzehrt.
Ein Abziehbildchen blieb für dein Album.