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Indirektes Licht

25.06.2021

Philosophische Sentenzen und Aphorismen

Wenn man den Knaben, den Jüngling, den Mann ausschließlich von Kindergärtnerinnen, Erzieherinnern, Lehrerinnen und Dozentinnen umglucken, verhätscheln und beschwatzen läßt, darf man sich nicht wundern, wenn sein Gemüt Wachs in der Hand des Zeit- und Weltgeistes wird, Worte wie Kampf, Abenteuer, Eroberung und Sieg ihm die Haare zu Berge stehen machen und sein Gelüst und Gemächt zur Zeugung verkümmern.

Die wirksamste Methode, rassistische Ressentiments zu erzeugen, besteht in der staatlich verordneten und pädagogisch überwachten Dauerberieselung mittels antirassistischer Propaganda.

Die Erbschuld der deutschen Nation soll mittels Vermischung mit fremden Rassen und Überlagerung durch fremde Kulturen, also durch Selbstauslöschung, getilgt werden.

„Er hat überlegt gehandelt“ heißt nicht: Er hat stundenlang sich im Sessel gerekelt und Pläne geschmiedet, wie er den Garten bestellt, sondern: Er ging zum Schuppen, nahm den Rasenmäher und die Gartenschere, schloß die Maschine an und mähte den Rasen, begutachtete die Rosenstöcke und beschnitt sie kunstgerecht. – „Er hat mit Bedacht gehandelt“ heißt nicht: Er ging beim Schachspiel alle Regeln durch, um sich für den nächsten Zug zu entscheiden, sondern: Er überblickte die Situation und nahm die Dame aus der Gefahrenzone. – „Er hat absichtsvoll gehandelt“ heißt nicht: Er durchmusterte vor seinem geistigen Auge das Wörterbuch der typischen Redewendungen, um die ins Gespräch passende herauszupicken, sondern: Er sagte wie aus der Pistole geschossen: „Du bist ja nicht ganz bei Trost!“

Weil die Decke der Illusion nicht wirklich wärmt, hört man das ständige Klagen und Jammern über unzumutbare Lebensbedingungen.

Wehe, wenn die vom Leben Enttäuschten und die Virtuosen der Klage die Tüchtigen, Gesunden oder diejenigen, die sich immerhin tapfer über Wasser halten, schurigeln, in den Ohren liegen, ihnen Lebensgift in die Suppe mischen.

Der Krüppel kann bisweilen einen feineren Sinn für die Anmut einer Geste und die betörende Grazie einer Haltung an den Tag legen als der gutgewachsene Banause.

Indirektes Licht zeigt oftmals Konturen und Profile, die im direkten und allzu grellen verschwimmen und untergehen.

Die einen sagen, seine Zeilen zeugen von geistiger Zerrüttung, die anderen von echter Inspiration und dichterischer Kraft. – Gibt es hier Maßstäbe der ästhetischen Urteilskraft? Ja, die suggestive Macht der Bilder und die Prägnanz der Worte.

In der Wüste abgestandener Klischees wirkt die Palme eines prägnanten Worts wie eine Fata Morgana.

Im Bereich begrifflicher Analyse sind Zuschreibungen wie „subjektiv“ und „objektiv“ zumeist unzulänglich. Der Wahrnehmungseindruck ermangelt nicht der gegenständlichen Evidenz, weil er anders als durch den Vorgang des Tastens, Fühlens, Sehens oder Hörens nicht zustandekäme.

Auch wenn wir im ästhetischen Urteil über die Qualität ihrer Interpretation divergieren, haben wir dieselbe Klaviersonate gehört. Wir verweisen mittels Heranziehung der Partitur auf dieselbe Sonate, wenn wir sagen, der Pianist habe sich in Takt 32 vergriffen.

Wir können nichts sagen, ohne zugleich etwas zu zeigen. – Wir gebrauchen Namen für Gegenstände und Ereignisse nicht ohne die Möglichkeit, durch die Verwendung von Zeigewörtern wie hier und dort, hierhin und dorthin, zuerst und sodann ihnen einen Ort oder Richtungssinn im raumzeitlichen Koordinatensystem zu geben, dessen kontinuierlich wandernder Mittelpunkt wir ebenfalls mit einem Zeigewort angeben: ich.

Wir können nicht nur mittels Nennen und Zeigen über die geteilte Wahrnehmungssituation reden, sondern ebenso über die mitgeteilte fiktive oder imaginäre Situation wie bei der Erzählung über ein vergangenes Erlebnis oder dem Hinweis auf ein Vorhaben; auch in diesen Fällen gebrauchen wir dieselben Zeigewörter für Raumstellen und Zeitpunkte wie bei der demonstratio ad oculos: „Dort sah ich unseren Freund Peter, der mir, nachdem er mich erkannt hatte, rasch entgegenging.“

Gleiches gilt für Verweise in allen möglichen Sorten von Texten: „Wie oben schon angedeutet“, „Wie ich weiter unten ausführen werde.“

Die Tatsache, daß wir aus logischen Gründen keine letzten Begründungen für unsere Aussagen angeben können, verurteilt uns weder zu resignierendem Schweigen noch legitimiert sie ein zügelloses Schwadronieren.

Die Welt ist gewiß nicht, was wir uns vorstellen, denn wir werden öfters darüber belehrt, daß wir mit unseren Vorstellungen, beispielsweise über die Fauna in der Wüste Gobi, falsch liegen, beispielswese von einem Zoologen, der uns nach einem längeren Aufenthalt vor Ort darüber ins rechte Licht setzt.

Zu behaupten, man wisse, was die Welt im Inneren zusammenhält, beispielsweise ein blinder Drang und Wille, weil man bei geschlossenen Augen lange in sich hineingehört habe, ist vom logisch-semantischen Niveau her nicht besser, als zu behaupten, man wisse, was die Affen innerlich bewege, weil man bei geschlossenen Augen im Zoo lange ihrem Gebrüll gelauscht habe.

Wir können von demjenigen, was der gewöhnliche Gebrauch von Worten in uns an Vorstellungen oder Intuitionen auslöst, nicht auf ihre Bedeutung schließen. Was immer Menschen sich beim Klang des Wortes „Wasser“ mögen gedacht haben, die Bedeutung von H2O hat sich ihnen auf diese Weise nicht erschlossen.

Jagd und Saat, Beute und Frucht, Wildnis und Garten, Zelt und Haus, Nomadentum und Seßhaftigkeit sind die beiden hervorstechenden kulturellen Lebensstile, die noch immer die Tiefenschicht der dichterischen Bildsprache prägen.

Augenscheinlich kann man von den Berichten des Paranoiden über seine Ängste und Fluchten auf etwas schließen, was wir ein ruhiges, angenehmes und unverstörtes Leben nennen dürfen; ja auch umgekehrt, um das Ausmaß der Leiden des ersten zu ermessen, bedürfen wir der Maßstäbe des zweiten.

Um dem für dumm verkauften und übertölpelten Publikum ein sinnfälliges Bild vom ehelichen Leben oder den Freuden und Pflichten der Elternschaft zu vermitteln, hält man ausschließlich Heiratsschwindlern, Ehebrechern, Opfern sexuellen Mißbrauchs und kinderlosen Perversen das Mikrophon hin.

Der dank staatlich gelenkter Erziehungsmaßnahmen und kommerzieller Medienpropaganda banausisch und stumpf gewordene Geschmack reagiert nur noch auf grobstoffliche Reize gewalttätiger Motive oder sentimental-verlogener Selbstenthüllungen, für die sublimen Wonnen der künstlerischen Form und Gestaltung ward er unempfänglich.

Das Seltene den Seltenen.

Die Zeugungsfähigkeit und die Möglichkeit zur Schwangerschaft, also die zweigeschlechtliche menschliche Natur, geben uns den einzig sinnfälligen Rahmen, um von denjenigen Personen in ihren naturwüchsigen und sozialen Rollen zu sprechen, die wir Vater und Mutter nennen.

Auf dem Bühnenraum der Familie spielt sich das Drama der menschlichen Existenz vorzüglich ab, ob als Tragödie oder Komödie, als Rührstück oder Posse.

Familienerinnerungen sind die langwierigsten und verwickeltsten Stränge in unseren Erzählungen, ob wir sie anderen oder uns selbst zum besten geben. Manchmal verheddern sich die Fäden, sodaß wir einen professionellen Hermeneuten benötigen, um sie uns zu entwirren.

Genealogische Linien sind Linien des Schicksals.

Anhand des weiblichen Personals der griechischen Mythologie läßt sich eine universal gültige Psychologie der Frau entwickeln.

Manche mythischen Frauenmasken sind sowohl individuell, denn sie haben Eigennamen, als auch, wie die Nereiden, die Musen, die Dryaden, die Harpyien oder Sirenen, Gruppenwesen.

Die Erzählung vom Krieg um Troja entfaltet die tragikomische Intimität zwischen Aphrodite und Ares.

In der auratische Nähe jener Gottheit, der er sich verwandt fühlt, spricht sich die charakterliche Neigung des Menschen aus, so verführt die Nähe der Aphrodite Paris zu bübischem Allotria und fatalen Turbulenzen, die Nähe der Athene schenkt Odysseus Mut, listige Entscheidungen, Geduld.

Die grundlegende semantische Tatsache, daß bestimmte Namen, nämlich Eigennamen, Individuen benennen und bestimmte andere Namen, nämlich Gattungsnamen, Mengen von Individuen, führt uns zur grundlegenden logischen Form gültigen Schließens: Wenn Nona, Decima und Morta die Eigennamen der Parzen sind und jene Parze, die den Lebensfaden durchtrennt weder Nona noch Decima ist, muß sie Morta sein. Die semantische Form des Namens enthält die logische Form des gültigen Schließens.

Allgemeinbegriffe geben uns oft den Rahmen, innerhalb dessen wir auf ihre Träger oder Inkarnationen zeigen können; so wenn wir mit der entsprechenden Geste äußern: „Da geht unser Freund.“

Die Behauptung, die logische Ordnung von Singularitäten und Mengen sei nur eine zufällige Projektion unserer sprachlichen Einteilung in Eigennamen und Gruppennamen, ist sinnlos, weil jene Ordnung und diese Einteilung die Grenze dessen darstellen, was wir überhaupt sinnvoll meinen und sagen können.

 

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