Dichters Laune
Dichter, der sich süße Worte,
herbe auf der Zunge
zergehen läßt wie ein Bonbon,
und sind sie weggeschmolzen,
schmeckt er sich ins Schweigen
noch ein Weilchen nach,
doch die am Gaumen kleben,
wie bittere Rätsel brechen,
wie hohle Muscheln ins Vage schäumen,
spuckt er wieder aus.
Dichter, der in Windes Halmen
Rhythmen buchstabiert,
das Schauern von Blättern,
das Zittern von Tropfen
metrisch prüft und auf der Spitze
des Herzens ein Knöchlein balanciert,
das in der Nachtluft wunderlich ertönt,
der geduckt in eine Laube
schwarzer Flammen
das Lispeln der Echse,
das Todesröcheln eines Molchs
aufs transparente Porzellan der Verse malt.
Dichter, der das Erbrochene
großer Menschheitslügen
am Saum des Höllenpfads
durch den Garten der Lüste
gnädig zudeckt mit Stroh
und Mulch und Schnipseln
verworfener Klagen,
und klopft ein Retter an die Pforte
seiner Klause am jähen Riff
des tosenden Meers
der Weltgeschichte,
ein Gauner erigierter Güte,
ein Bettler um abgegriffene Münzen
mit dem Emblem des Palmblatts,
öffnet er das Fenster und schüttet
den Urin von säuerlichen Epigrammen
dem Lüstling der Übertretung
moosbedeckter Tränen-Schwelle
ins staunende Gesicht.
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